Schlechte Nachrichten für Justus: aus dem geplanten
Trip in die Berge wird nichts, weil Bob mit seinem (gelben, wie wir aus
der "Musik des Teufels" erfahren dürfen) Käfer in einen Unfall
verwickelt wurde. Zum Glück ist er nicht schwer verletzt, und Mr.
Andrews hat auch direkt eine Ersatzreise bei der Hand: Die drei ??? dürfen
mit an Bord der Wavedancer", ein Forschungsschiff unter der Leitung des
wohlbekannten Käpt'n Jason. Gleich zu Beginn wird uns also wieder
einmal ein alter Bekannter präsentiert, und die Befürchtungen
stehen nicht schlecht, daß wir uns auf eine ähnliche Irrfahrt
einzustellen haben, wie damals bei der Ermittlung am "Riff der Haie". Diesmal
geht es um Untersuchungen über Vulkanaktivitäten am Meeresgrund,
und neben Bob, Peter und Just sind mit von der Partie:
Carol Ford, eine Fernseh-Journalistin mit Ambitionen, Dr. Helprin, der
mürrische Leiter der Expedition, Prof. Clark, ein ehrgeiziger Wissenschaftler,
Enrique Serra, Maschinentechniker und Koch, sowie der muffige Evans, dessen
Funktion darin besteht, die Nachtwache zu übernehmen. Daß er
für diesen Job wichtig ist, stellt sich schon in der ersten Nacht
heraus, als Peter von einem Unbekannten über Bord geworfen wird. Evans
rettet ihn, und wir sind mitten im Film. Als dann auch noch eine Meuterei
ausbricht, bei der Seebär Jason des Kommandos enthoben wird, wird
es kritisch. Clark übernimmt das Kommando und führt die "Wavedancer"
auf eine andere, ungeplante Expedition. Schon bald finden die drei Buben
heraus, um was es sich handelt, und zum Schluß nimmt das ganze noch
einmal eine fast tödlich bedrohliche Wendung...
André Marx liefert mit "Meuterei" ein Buch ab, das, strenggenommen,
gar keinen echten Fall beschreibt. Klar, die drei ??? müssen hin und
wieder mal etwas ermitteln (so z. B., wohin die Reise denn nun nach der
Meuterei geht - große Bullaugen müssen die da auf dem Schiff
haben...), aber hauptsächlich sind sie Zuschauer. Niemand muß
entlarvt werden, alles geschieht von ganz allein. Zwar bleibt bis zum Schluß
unklar, wer das U-Boot sabotiert hat, aber dann gibt sich der Missetäter
quasi selbst zu erkennen. Trotzdem kann man das Ganze gut lesen, weil die
Handlung immer wieder unvorhersehbare Wendungen nimmt. Dank Justs Ermahnungen
traut man eigentlich keinem Crewmitglied so recht über den Weg, inklusive
des Käpt'ns, obwohl der ja dank alter und guter Bekanntschaft per
se aus dem Kreis der Verdächtigen ausscheiden sollte. Überhaupt
ist Jason gut in die Handlung eingebaut, konsequent und von Anfang an.
Das lasse ich mir gefallen, und André Marx scheint den Weg hier
gefunden zu haben, der zu beschreiten ist, wenn man alte Bekannte wieder
in die Bücher einbinden will.
Soviel zur Habenseite. Andererseits macht Marx es sich ziemlich leicht.
Er bedient sich bei "The Abyss" und "Das Boot", und kleistert einen Katastrophenfilm
zusammen, den die Welt eigentlich nicht braucht. Dazu kommen seitenlange
Abhandlungen über Meeresbiologie und Saurierkunde, die eigentlich
keinen interessieren (ja, ja, natürlich doch die 10-12jährigen,
die ja das Stammpublikum und die größte Käuferschaft ausmachen,
aber mich eben nicht, und ich glaube, mit 25 ist so ziemlich jeder über
die Faszination der Saurier erhaben). Besonders das Finale ist kitschig
und übertrieben (wie halt auch bei "The Abyss"), und was mich am meisten
genervt hat, ist, daß Justus hinterher seine eigene
"Der-Zweck-heiligt-nicht-die-Mittel-Gesinnung" im wahrsten Sinne des
Wortes über Bord wirft.
Ein durchgeknallter Wissenschaftler erreicht es, die komplette Crew
auf seine Seite zu ziehen. Diese Einstellung der drei ??? hatten wir schonmal
beim "unheimlichen Drachen", und da war sie auch nicht besser. Insofern
hat das ganze eine etwas zweifelhafte Moral, die allerdings nicht so stark
auffällt, weil es ja auch einen "echten" Schurken gibt, der sogar
skrupellos Menschenleben riskiert, um seine Pläne zu verfolgen, auch
wenn dieser Handlungsstrang so erscheint, als wäre er erst nachträglich
in die Geschichte eingebaut worden, als Marx sah, daß es die Urviech-Suche
alleine nicht reißen konnte.
Alles in Allem ist "Meuterei" für mich das schlechteste der drei
neuen Bücher. Es hat zwar (zumindest beim ersten Lesen) einen nicht
zu unterschätzenden Unterhaltungswert, ich hab mich schon amüsiert,
aber für ein echtes Lob reicht es dann eben doch nicht. |