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Zwillinge der Finsternis
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Erzählt
von: Marco
Sonnleitner, © Kosmos-Verlag September 2008
Es schneit bei plus 10 Grad, ein riesiger Erdspalt tut sich über Nacht auf, seltsame Nebel wabern, und ein Mann lässt Flammen aus seiner Hand wachsen: Rocky Beach hat es mit dem Teufel zu tun! Das jedenfalls nimmt Peter an, als er und seine beiden Detektivkollegen in den Fall "Zwillinge der Finsternis" geraten.
Zwei in schwarzes Leder gebundene Bücher sollen satanische Zauberformeln enthalten. Wer sie besitzt, hat teuflische Macht. Und es gibt einige Menschen, die hinter den beiden Büchern her sind. Ein Exemplar wurde bereits gestohlen!
Die drei ??? müssen ihren Widersachern schnellstens zuvorkommen, um das Schlimmste zu verhindern ...
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Justus Jonas investiert sein Geld unter anderem in ein brandneues Magazin, welches ihn über die aktuellsten Entwicklungen auf dem Computermarkt ins Bild setzt. Der Erste Detektiv steckt seine Nase einen ganzen Nachmittag lang in das informative Heft. |
Peter Shaw muss den Kies in der Hofeinfahrt des Schrottplatzes rechen. Über seinen Vater, den Fachmann für Spezialeffekte beim Film, können sich die drei Detektive die Dienste eines hervorragenden Visagisten sichern, als es gilt, einen besonderen Auftritt zu absolvieren ... |
Bob Andrews übt sich im Schnitzen. Er möchte aus einem Holzklotz eine Art Teufelskopf herausarbeiten. Zunächst muss er jedoch auf Befehl von Tante Mathilda altes Besteck unter Zuhilfenahme von Essigessenz auf Hochglanz polieren. |
Titus Jonas ist stolz auf seinen mächtigen, schwarzen Schnurrbart, den er häufiger mit Hingabe zwirbelt. Über einen zerstochenen Reifen an seinem Pick-up und den Diebstahl eines antiquarischen Wälzers aus einer soeben ersteigerten Bücherkiste ereifert er sich lautstark. |
Alfred Peastone arbeitet als Notar in Rocky Beach. Sein Büro liegt im Zentrum der Stadt, in der 21 Market Street. Mr Peastone organisiert mit Hilfe seiner Sekretärin Miss van Lyden die Versteigerung des Nachlasses des verblichenen Horace Vanderbilt. Seine Dienste stellt er jedoch gerne auch noch lebenden Personen zur Verfügung ... |
Horace Vanderbilt war der letzte Spross der in Rocky Beach einst hoch angesehenen Vanderbilt-Sippe. Horace verstarb kürzlich im gesegneten Alter von 98 Jahren. In seinem Nachlass finden sich überraschend zwei überaus wertvolle Bücher aus dem 16. Jahrhundert, die Zwillinge der Finsternis. |
Hannibal Diffleton ist ein Antiquar aus San Francisco. Der begeisterungsfähige Bibliophile entdeckt im Fundus des Schrottplatzes ein ganz besonderes Stück Literatur und erzählt den drei Detektiven von der Geschichte und dem Mythos der seit über 200 Jahren als verschollen geltenden Zwillinge der Finsternis. |
Mathilda Jonas hat zwei ausgeprägte Passionen: Zum einen spannt sie die drei ??? gerne und oft zur Arbeit ein, zum anderen schaut sie mit wohligem Schauer Horror- bzw. Gruselfilme. Darüber hinaus wirft sie ihren Neffen gerne mit Verve aus dem Bett, um ihn zum Frühstück zu zitieren. |
Arthur Sinclair stammt aus einer der reichsten und einflussreichsten Familien Rocky Beachs. Sein Vater vererbte ihm vor Kurzem ein florierendes Firmenkonsortium. Arthur zählt 36 Lenze, ist mit einem attraktiven Äußeren gesegnet, füllt fast wöchentlich die Schlagzeilen der Lokalpresse und ist auch oftmals im Fernsehen zu bewundern. Der begehrte Junggeselle steht kurz vor der Verlobung mit der Hollywood-Schönheit Faye Henstridge, die wiederum die Tochter des Senators Henstridge ist. So kommt es nicht von ungefähr, dass Arthur Sinclair Chancen im bald startenden Rennen um das Gouverneursamt von Kalifornien nachgesagt werden. Die Besitzung der Familie Sinclair liegt etwas außerhalb von Rocky Beach, vor dem östlichen Stadtrand in der Black Star Canyon Road 18. Mit Peters MG benötigen die drei ??? vom Schrottplatz aus ca. 15 Minuten bis zum Sinclair-Anwesen. |
Joanna Hamilton wohnt in der Coldwell Street, einer Straße vor dem Industriegebiet am östlichen Stadtrand von Rocky Beach. In Miss Hamiltons Vorgarten hat sich unbemerkt und über Nacht ein gewaltiger Riss im Erdboden aufgetan. Nicht minder interessant ist womöglich das familiäre Umfeld der Geschädigten ... |
Jeremy Witherspoon betreibt mit seinem Bruder Barnaby einen Partyservice, der schon einige Male für das Catering bei Partys von Arthur Sinclair Sorge trug. Die Witherspoon-Brüder wohnen auf dem Witherspoonschen Anwesen am Rande von Rocky Beach. Vom Schrottplatz aus brauchen der Erste und der dritte Detektiv mit Bobs gelbem Käfer ca. 20 Minuten bis zu dem imposanten Domizil. |
Barnaby Witherspoon ist wie sein Bruder Jeremy Angehöriger der alten Witherspoon-Familie aus Rocky Beach. Die englischen Vorfahren der Witherspoons kreierten einst ein Familienwappen, das einen gehörnten Drachen über einem lodernden Feuer zeigt. |
Archibald Sinclair war der Urgroßvater von Arthur Sinclair. Der leidenschaftliche Bücherliebhaber konnte offenbar ab 1922 die Zwillinge der Finsternis zu seinem Bestand zählen. |
Evenezer Witherspoon war der Großvater von Jeremy und Barnaby Witherspoon. Im Jahre 1915 kreuzten sich Evenezers und Archibald Sinclairs Wege auf eine spezielle Weise, die noch die späteren Generationen der beiden Familien beschäftigen soll(te). |
Inspektor Cotta weiß die detektivischen Qualitäten der drei ??? sehr wohl zu schätzen. Obwohl er - mal wieder - befürchtet, dass sich die drei Spürnasen nicht der Gefährlichkeit ihres Tuns bewusst sind bzw. bewusst sein wollen, lässt er sich auf ihre Bitte hin zu einem kleinen Schauspiel hinreißen. Kein Wunder, dass sein schwarzes Haar zumindest an den Schläfen schon in grau umgeschlagen ist ... |
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Denn urplötzlich war das Zischen zu einem durchdringenden Fauchen geworden, und im nächsten Moment strömte aus der Lichtquelle dicker, weißer, ekelhaft nach faulen Eiern stinkender Qualm hervor. Innerhalb von Sekunden war der halbe Raum von den beißenden Schwaden erfüllt, und gerade, als sich die drei Jungen davonmachen wollten, sahen sie es. Oder besser - ihn.
Dort, inmitten der blutroten Lichtsäule, umwölkt von wabernden Rauchfetzen, war eine Gestalt aufgetaucht! Stumm, schwarz und riesengroß war sie plötzlich aus dem Nichts getreten, als hätte sie der Boden ausgespien. Mit dem Rücken zu den drei ??? stehend, hüllte sie ein Mantel aus Finsternis von Kopf bis Fuß ein. Doch jetzt drehte sie sich um!
Ein dumpfes Rauschen zerteilte die Rauchwolken, als sich der Umhang wie die riesigen Schwingen eines Vogels ausbreitete. Und dann erfasste der Lichtstrahl das Gesicht - das keines war! Eine rot glühende Fratze bleckte den drei in ihrer Angst erstarrten Jungen einen Rachen mit weißen, spitzen Zähnen entgegen, aus dem es plötzlich zu sprechen begann: "Das ist mein Buch!", dröhnte die geisterhafte Stimme. "Bringt es meinem Jünger! Zögert nicht! Achtet auf die Zeichen!"
Im nächsten Augenblick explodierte das Licht mit einem ohrenzerfetzenden Knall, und während sich ein irrsinniges Gelächter auf unsichtbaren Füßen entfernte, überfluteten Wogen erstickender Dämpfe die drei ???.
[...]
"Heute Abend kommt 'Der Teufel wird dich holen!'", verkündete Tante Mathilda aufgeregt und klatschte Justus einen weiteren Pfannkuchen auf den Teller. "Hach, der soll ja so was von gruselig sein, steht in der Zeitung!"
Tante Mathilda hatte sicher einige skurrile Seiten an sich, aber am meisten wunderte sich Justus doch immer über ihre ausgeprägte Leidenschaft für Horror- und Gruselfilme aller Art. Und je schauriger der Film war, desto besser fand ihn seine Tante. Kam dann so ein Streifen abends im Fernsehen, war Mathilda schon den ganzen Tag über wie aufgedreht und redete von nichts anderem mehr. Sie vergaß dabei sogar meist, den Jungen irgendwelche Arbeiten aufzuhalsen.
Und wenn es endlich so weit war, kauerte sie sich in ihren Fernsehsessel und starrte mit roten Wangen und schreckgeweiteten Augen auf die Mattscheibe. Mit wohligem Gruseln krallte sie sich dabei bei besonders grausigen Szenen schaudernd in die Armlehnen, und wenn mal wieder ein blatternarbiges Ungeheuer das andere durch nebelwabernde Sümpfe jagte, schrie sie auch schon mal so spitz auf, dass sogar Titus kurzzeitig aus seinem tiefen Fernsehschlaf hochfuhr.
"Wollt ihr Jungs ihn euch nicht vielleicht mit ansehen?", fragte sie nun auch Peter und Bob, die wie so oft bei den Jonas zu Mittag aßen. "Ich back uns ein paar leckere Haferkekse, und zu trinken gibt's Tomatensaft - schön blutig!" Mathilda kicherte fröhlich. "Hm, wär das nicht was?"
Während sich Peter fragte, ob Haferkekse jemals lecker sein konnten, winkte Bob entschuldigend ab: "Ich muss noch mein Zimmer aufräumen, und dazu komm ich wahrscheinlich erst heute Abend."
"Und ich hab Kelly versprochen, dass wir heute zu Luigi zum Eisessen gehen", meldete sich dann auch Peter ab.
"Justus, aber du beschützt mich, nicht wahr?", lächelte Mathilda beschwingt. "Du weißt doch, dass dein Onkel dazu nicht mehr in der Lage ist, wenn die Kiste erst mal läuft!"
Titus Jonas murmelte irgendetwas in seinen Schnauzbart hinein und tunkte den Löffel ins Marmeladenglas. Dann verschmierte er konzentriert einen großen Klecks Erdbeermarmelade auf seinem Pfannkuchen, erwiderte aber nichts auf den leisen Vorwurf seiner Frau.
"Äh, ich wollte eigentlich", sagte Justus, wurde aber in diesem Moment von der Haustürklingel unterbrochen.
"Wer klingelt denn da zur Mittagszeit?" Mathilda war auf einen Schlag wie verwandelt und setzte eine verärgerte Miene auf. So geschäftstüchtig sie war, so wenig konnte sie es leiden, wenn man sich nicht an die grundlegendsten Umgangsformen hielt. Und dazu gehörte ihrer Meinung nach auch, dass man die Leute nicht beim Mittagessen störte. Zumal draußen an der Einfahrt ein großes, weißes Schild hing, auf dem in schwarzen Lettern "Geschlossen" stand.
Sie band sich die Schürze ab, stapfte entrüstet aus der Küche und hielt auf die Eingangstür zu.
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Onkel Titus hat kein Herz für Nagetiere. Er erwirbt bei der Vanderbilt-Auktion unter anderem auch einige altertümlicher Mausefallen, die er gegen die zahlreichen grauen Mitbewohner auf dem Schrottplatz einzusetzen gedenkt. |
Zur Ausstattung des Pick-ups der Firma Jonas gehören ein Rollwagen und ein Wagenheber. |
Justus wurde in seiner Kindheit manchmal von schweren Albträumen geplagt. |
Die drei ??? sollen das Einfahrtstor des Schrottplatzes neu streichen. |
In der Zentrale steht ein alter, abgewetzter Sessel. |
Onkel Titus hat auf dem Schrottplatz einen verwitterten Pavillon aufgebaut, in dem sich auch einige Holzstühle finden. Die drei ??? nutzen dieses Gartenhäuschen, um sich dort mit ihrem Klienten Arthur Sinclair zu besprechen. |
Peter und Bob haben offenbar keine Lateinkenntnisse, und auch Justus scheint eher über lediglich basale Fertigkeiten in der Sprache der Römer zu verfügen. |
Wo liegt Rocky Beach? Diese uralte Frage der Menschheit möchten die Zwillinge der Finsternis gerne beantworten. Man schaue unter den folgenden Koordinaten nach:
Länge: 118°, 34', 49.23'', Breite 34°, 02', 22.57'' |
Die Bibliothek von Rocky Beach hat einen neuen Lesesaal bekommen. Selbiger ist eine fensterlose, hohe Halle, die bis zur Decke mit abertausenden Büchern bestückt ist, die in massiven Holzregalen ruhen. Auf dunklem Parkettboden finden sich in der Mitte des Saales etwa ein Dutzend großer Tische, auf denen grüne Leselampen ein wohliges Licht verbreiten. An den wenigen freien Wandflächen hängen die Bilder von Männern und Frauen, die die Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika entscheidend geprägt haben. Eine kleine Tür führt in das angrenzende Archiv. |
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Der Auftraggeber dieses Falles |
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Arthur Sinclair erhält von einem anonymen Informanten die Nachricht, dass er der rechtmäßige Besitzer der Zwillinge der Finsternis ist, die sich unter der Versteigerungsmasse bei der Vanderbilt-Auktion befanden. Er beauftragt die drei ??? damit, das gestohlene der beiden Bücher wiederzubeschaffen. |
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