Welches Auto fährt Morton? Na klar, einen Rolls Royce! Das wissen alle Fans. Robert Arthur hat jedoch in seinen Büchern nie ein bestimmtes Rolls Royce-Modell genannt. Allerdings dürfte er bei der Erfindung von Morton und seinem Auto sicherlich konkrete Vorstellungen gehabt haben.
Welches Rolls Royce-Modell fährt Morton nun? Wir versuchen hier diesen Fall zu lösen, werden dabei alle Indizien aus der ersten Folge Die drei ??? und das Gespensterschloss (Original: The Secret of Terror Castle) gründlich erforschen und dabei so vorgehen wie Justus Jonas, als er einmal bemerkte: "Wenn alles andere ausgeschlossen werden muß, dann ist das, was übrigbleibt, die Lösung, auch wenn sie unmöglich erscheint".
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Einziges Bild des Rolls Royce in der ersten Folge Terror Castle auf S. 19. Der Illustrator Harry Kane hat sich an Robert Arthurs Beschreibungen gehalten. |
Erscheinungsjahr in USA von Terror Castle: 1964
Hiermit fallen alle Rolls Royce-Modelle nach 1964 weg:
1965-80 Silver Shadow, 1968-91 Phantom VI, 1971-96 Corniche I-V
Rolls Royce Sedan
Im Original (Random House, gebundene Ausgabe) heißt es auf Seite 4: "... Jupiter's winning the use of a Rolls Royce Sedan for thirty days". Den Automobilbegriff "Sedan", der gleichbedeutend mit "Limousine" ist, ersetzt Leonore Puschert mit: "Luxusauto, in dem Justus einen Monat lang fahren darf" (Franckh, gebundene Ausgabe, S. 9). Somit fallen folgende Rolls Royce-Modelle (da keine Limousinen) weg:
# 1904-06 10 hp, # 1905-05 15 hp, # 1905-08 20 hp, # 1905-06 30 hp, # 1905-06 V-8
Auch der französische Illustrator Jacques Poirier hält sich an die Beschreibung aus Terror Castle (Au rendez-vous des revenants, Hachette, gebundene Ausgabe, S. 19)
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Rolls Royce Vintage
Während es in der deutschen Übersetzung "Es war ein Rolls Royce älteren Baujahrs" (S. 17) hieß, steht im Original: "It was a Rolls-Royce of rather ancient vintage (S. 13). Wenn man es genau nimmt, wurden Vintage Cars zwischen 1919-1930 gebaut; in den USA wird auch oft 1925 als Ende der Phase genommen. Also fallen folgende Modelle weg:
# 1936-38 25/30, # 1936-39 Phantom III, # 1939-39 Wraith, # 1949-55 Silver Wraith, # 1949-55 Silver Dawn, # 1950-56 Phantom IV, # 1955-66 Silver Cloud, # 1959-68 Phantom V
Aber im Text heißt es "rather ancient vintage", d.h. theoretisch auch nur so ähnlich wie die Vintage Rolls Royce, die in dieser Phase gebaut wurden. Da aber zwischen 1939 und 1949 keine Rolls Royces gebaut wurden, kann man im Jahre 1964 wohl kaum Autos, die nach 1949 gebaut wurden, als "rather ancient vintage" bezeichnen. Somit fallen auch folgende Modelle weg:
# 1949-55 Silver Wraith, # 1949-55 Silver Dawn, # 1950-56 Phantom IV, # 1955-66 Silver Cloud, # 1959-68 Phantom V
Riesige runde Scheinwerfer
Ein weiteres Indiz befindet sich auch auf Seite 17: "Ein Rolls Royce [...] mit riesigen runden Scheinwerfern" ("with huge headlights like snare drums", S. 13) - das hatten die meisten alten Modelle, so z.B. der 1925-29er 40/50 Phantom, die anderen Modelle aber auch. Deshalb lässt sich hier nur spekulieren.
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In den Bildern von The Mystery of the Coughing Dragon (Random House, gebundene Ausgabe, S. 119) und dem französischen Gespensterschloss (S. 38) lassen sich die riesigen runden Scheinwerfer gut erkennen.
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Langgestreckte Kühlerhaube
Während es in der US-Ausgabe hieß, die Kühlerhaube sei "a tremendously long hood" (S. 13), muss die deutsche Übersetzung mit Vorsicht genossen werden, da bei "einer ungewöhnlich langgestreckten Kühlerhaube" (S.17) das "ungewohnt" im Original fehlt. Auch hier hat der 1925-29er 40/50 Phantom gute Chancen, aber die meisten Rolls Royce-Modelle hatten eine lange Motorhaube.
Eckige und kastenförmige Karosserie
Die Angaben "Die Karosserie war eckig und kastenförmig" (S.17) bzw. "the body was square and box-like" (S. 13) sind kein besonderes Kriterium bei den verbleibenden Modellen.
Zierleisten und Stoßstande
Die Vergoldungen an sich ("alle Zierleisten und sogar die Stoßstange waren vergoldet" (S. 17) bzw. "all the trimming - even the bumpers - was gold-plated") spielen keine Rolle. Die Tatsache, dass es Stoßstangen aber gab, schon! Denn unter den verbleibenden Modellen hat der #1922-29er Twenty in den ersten Jahrgängen keine Stoßstange gehabt. Wenn Robert Arthur einen Twenty im Sinn hatte, dann nur einen 1927er (eventuell auch 1926er).
Lösung des Falles "Rolls Royce"
Die Beschreibungen passen auf:
• 1906-–25 40/50 Silver Ghost - nur ältere Modelle
• 1922-–29 Twenty - nur ältere Modelle
• 1925-–29 40/50 Phantom
• 1929-–36 20/25
• 1929-–35 Phantom II
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Aiga Rasch
Liebhaber der drei ???-Cover wissen, dass die von Aiga Rasch illustrierten Folgen Die drei ??? und die Automafia und Tödliche Spur ebenso einen Rolls Royce zeigen. Bisher unbekannt sind jedoch die undatierten Entwürfe, die aus Aigas künstlerischem Nachlass stammen, und die wohl - ähnlich wie Harry Kanes Illustration von Alfred Hitchcock und den drei Detektiven auf dem Friedhof in dem US-amerikanischen Büchern - das Vorsatzpapier eines drei ???-Buches aufwerten sollten. Im Gegensatz zum Credo, die Covermotive ohne Justus, Peter und Bob zu gestalten, sind in diesen Entwürfen immerhin Konturen der drei Detektive - und des Chauffeurs Morton - zu erkennen.
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Aiga Rasch: Vorsatzpapier - Entwürfe, o.D. Für eine größere Version auf das jeweilige Bild klicken.
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Kurioses
Zwar hat William Arden in der Folge "Die drei ??? und der Automarder" (Original: The Mystery of the Smashing Glass) den Rolls Royce genau als Modell Silver Cloud Baujahr 1937 beschrieben. Das kann aber unmöglich sein, denn die Silver Cloud Reihe (I, II, III) wurden nur von 1955 bis 1966 produziert.
Recherchiert und zusammengestellt von Lapathia (lapathia@rocky-beach.com)
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