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Drei ???-Themen die in kein bestehendes Forum passen oder auch das Sammelsurium

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1542) Arbogast © schrieb am 14.04.2015 um 19:41:57: @ kaeptn kidd: Gerade bei Pasetti fällt mir immer wieder ein, wie theatralisch sein Spiel war, wenn man ihn mal in einer Episodenrolle beim Alten (oder was-weiß-ich) gesehen hat. Der war doch scheinbar ein Theatermann durch und durch.
Ich bleibe bei meiner Frage, ob sich nicht auf Deutschlands Bühnen noch so einige Perlen dieses Formats tummeln, die entweder kein Interesse am TV-Larifari haben - oder keine Chance, dort aktiv zu werden. Da ich diese Frage aber nur stellen, aber leider nicht beantworten kann, komme ich auch nicht weiter.
(Dieser Beitrag soll übrigens nicht als Widerspruch zu Deinem erscheinen, sondern bloß als Gedanke zur gestellten Frage am Ende Deiner Zeilen.)
Wie wär's übrigens mal mit einer Folge, die, was Sujet und Qualität betrifft, an die Klassiker denken lässt (also wohl von Marx geschrieben werden müsste), und in deren Vertonung durch EUROPA alle Rollen ausschließlich mit alten Recken aus den Klassikerfolgen besetzt würden (großzügig Folgen 1-33). Okay, auf Legenden wie Kramer und Steffens muss man leider verzichten, aber ein paar Originale gibt's ja durchaus noch: Lutz Mackensy, Volker Brandt, Karl-Ulrich Meves, Jürgen Thormann, Peter Buchholz, Peter Kirchberger, Rüdiger Schulzki, Reinhilt Schneider, Heidi Schaffrath, um nur einige zu nennen. Einfach mal eine Nostalgie-Sonderfolge. Da wär' ich doch glatt mal wieder dabei.
1541) kaeptn kidd © schrieb am 14.04.2015 um 16:48:49: Im Grunde könnte man das hier Festgestellte zusammenfassen, indem man sagt, dass die Qualität einer Sprechergeneration (neben der Ausbildung) v.a. durch deren Aufgabenfelder geprägt wird. Früher waren es Radio, Theater und bis zu einem gewissen Grad das Fernsehen. Aber wie sehen die Aufgaben und die Anforderungen heute aus? Ich würde behaupten, dass die Aufgabenfelder heute ganz woanders liegen, und zwar größtenteils in Bereichen, die nicht unbedingt für die Ausbildung großer Sprecherkunst prädestiniert sind. Allen voran die elendige Werbung. Dann Zeichentrickserien (besonders Animes), TV-Trailer, News und Doku-Soaps à la "Bachelor" und "Goodbye Deutschland". "Richtige" Dokus, wie sie z.B. auf dem WDR, dem NDR oder auf Arte sehr viel laufen, darf man natürlich auch nicht vergessen. Diese würde ich heutzutage fast zur Königsdisziplin zählen, auch wenn hierbei das Spiel nicht im Vordergrund steht. Dann gibt's natürlich noch Computerspiele, Multimedia-Education/E-Games, Anrufbeantorter und wahrscheinlich noch zig andere kleine Auswüchse, bei denen höchstwahrscheinlich weniger auf Qualität als auf andere Dinge ankommt.
Der klassische Synchron- wie auch der Hörspielbereich scheint, um mal halbwissend zu pauschalisieren, für einen engen, bewährten Kreis reserviert zu sein. Da scheint es wahnsinnig schwer zu sein, hineinzukommen und auch nicht ganz einfach, sich dort zu halten. Letztens hörte ich z.B., dass sogar alte Größen wie Lutz Riedel Klinken putzend auf der Suche nach Engagements sind. Das spricht immerhin dafür, dass es im Synchron lange nicht mehr so viele Jobs zu vergeben gibt, wie früher. Obwohl es heute sicherlich viel mehr Filme und Serien zu synchronisieren gibt, als früher. Ein Widerspruch, aber vielleicht liegt auch genau da die Erklärung: Masse statt Qualität.
Wie auch immer, die Frage bleibt: Wo sollen heute noch Sprecher vom Format eines Passetis, eines Kramers oder einer Trowe herkommen … ?
1540) Boomtown © schrieb am 13.04.2015 um 21:55:16: Schwierig komplette Listen von Kramer zu finden aber die auf den üblichen Seiten kolportierten ca. 130 Hörspiele und 274 Synchros sind auch so schon beeindruckend genug. Sprecher durch und durch. Wo gibt es die heute noch? Seine Arbeiten vor der Kamera sind dagegen kaum der Rede wert. Ich weiß nicht, ob er eine Theatervergangenheit hatte, passen würde es. Ich denke, dass sowohl beim Theater als auch beim Hörspiel ein pointierteres Spiel und ein anderes Timing notwendig sind. Der Mann hatte aber dazu auch einfach eine begandete Stimme.
1539) Choronzon © schrieb am 13.04.2015 um 18:27:55: So geht es wieder hin und her. Aber lassen wir das besser sowieso lieber mit der Filmexegese. Der deutsche Film insgesamt steht bei mir auch nicht ganz oben in der Beliebtheit, vermisse sowas da wie den harten französischen Thrillerstil oder den englischen Gangsterfilm. Bei Roland gibt es Ansätze, aber mehr auch nicht. Bleibt nur Dominik Graf. Was das Radio betrifft, verweise ich wieder auf Kramer, die deutsche Wiki nennt seine Radiohörspiele, auch unter Fiedler, da ist der Umfang anteilig verschwindend gering gegenüber der Masse von Synchronarbeit. Und selbst wenn man die frühen Klassikervertonungen von EUROPA nimmt, ist das meist ein deklamierender Theaterton wie er an deutschen Bühnen gepflegt wurde, denn Hörspielproduktionen waren erst meist nur umgesetzte Stücke, nicht direkt fürs Medium komponiert. So sind wir dann wieder bei Be-Wes Theaterton angekommen. Klar, streng und deutlich, so klingen die alten Kämpen bis in die Neunziger hinein.
1538) Boomtown © schrieb am 13.04.2015 um 15:30:52: @1563 Das bezog sich lediglich auf die zitierte Aussage und die habe ich ja offensichtlich nicht als einziger entsprechend interpretiert. Dass Genres während und nach dem Dritten Reich nicht aus einem luftleeren Raum entstanden sind, ist doch klar. Aber was heißt das denn? Man hat mit Peter Kraus auch einen Elvis-Klon auf der Leinwand und in den Charts etabliert. Hat man deshalb auch nahtlos wieder an Hollywood angeknüpft, mit dem man vorher mal auf Augenhöhe war? Das Weimarer Kino war selbstverständlich schon kommerziell ausgerichtet und nicht für ein Kunstpublikum ausgerichtet. Wer hat denn etwas anderes behauptet? Die UFA war ja nun alles andere als ein Wohltätigkeitsverein. Aber das wird jetzt wirklich OT.
[br@1537 Kramer, Passeti, Frank etc. haben alle Radiohörspiel gemacht. Fiedler sogar auch für den NDR produziert. Passeti u.a. den Sherlock Holmes für den BR oder Das Triumvirat für den WDR. Synchron natürlich auch. Hat beides nicht viel mit der deutschen Film- und TV-Welt dieser Tage zu tun. Darauf will ich ja hinaus. Das waren Profis auf ihrem Gebiet, wie es sie in der Form heute immer seltener gibt. Voice Actors. Nur mit der Stimme ohne Gestik und Mimik zu performen erforder eigene Qualitäten, die ein Film- oder Theaterschauspieler von Haus aus so vermutlich nicht aus dem Stegreif abrufen kann. Erfahrungswerte haben sich ganz offensichtlich ausgezahlt.
1537) Choronzon © schrieb am 13.04.2015 um 04:08:19: @1534 Ja, da bist Du aber völlig auf dem falschen Dampfer, denn die EUROPA-Sprecher aus dieser Zeit kommen alle aus der lokalen Film- und Fernsehsyncron des Studio Hamburgs. Ein kleiner Blick auf Gottfied Kramers Sprechwerk genügt da. In wievielen großen Filmen der gesprochen hat! Das ist die Szene in Hamburg, vielleicht noch der NDR, aber nicht der große WDR oder BR, denn die waren gar nicht nötig und zu weit weg, zu teuer und einfach unnötig. Man hatte genug Leute, nur große Namen wie Hans Clarin wurden mal herbemüht.
1536) Choronzon © schrieb am 13.04.2015 um 03:42:24: (In 1534 steht das Wort "Blödsinn", der auch noch haarsträubend sein soll. Eine grobe Beleidigung, oder? Wird da jetzt auch der ganze Eintrag gelöscht? Ach, da wurde ja nur ein Forist gemeint. Also egal.) Bomi, kannst Du nicht etwas genauer lesen? Ich hatte keine Zeit, sonst hätte ich schon eher Arbogast in Sachen Lang Recht gegeben. Wo habe ich in #1532 gesagt, dass Langs Nachkriegsoeuvre mit dem davor auch nur qualitativ vergleichbar ist? Nirgendwo, ich bezog mich lediglich auf die Sujets, Genres und Vorlagen, die Lang verwandt hat und die auch gerne wieder in der zwangsbraven Nachkriegszeit benutzt wurden. Das war bei Lang immer auch Unterhaltungskino, auf Wirkung getrimmt. Aber da ist im Vergleich noch keine qualitative Wertung dabei gewesen. Der frühe Lang und auch Riefenstahl gelten heute als große Künstler, aber sie haben nie allein ein Kunstpublikum bedient, sondern immer auch die Massen oder es zumindest versucht. Es geht also immer um Genres im Mainstreamfilm vor reinem Kunstkino wie vielleicht bei Wiene oder Murnau, aber selbst die haben immer auch populäre Bezüge gehabt. Arbos Einschätzung der schwachen BRD-Filme Langs ist völlig richtig. Er drischt kein Gold mehr aus den obskuren Vorlagen wie eben Vohrer das mit Wallace dann tut. Der ständig wechselnde Genremix "Testament des Dr. Mabuse" von 1933 ist ein Meisterwerk wie "M", "Metropolis" ist etwas zäh und sentimental, aber natürlich schon optisch-thematisch ein echter "Blade Runner".
1535) Boomtown © schrieb am 12.04.2015 um 23:28:13: btw, ganz interessant dieses Statement von Johnny Depp Sprecher David Nathan: http://tinyurl.com/kvepvc9

Das ist zwar schon von 2008, aber wenn sich an den Tarifen für Sprecher nicht grundlegend etwas geändert hat, gibt es vielleicht schlicht und ergreifend einfach nicht mehr viele, die sich dafür ins Studio setzen.
1534) Boomtown © schrieb am 12.04.2015 um 22:48:12: @1532 "Nahtlos setzt das Kino da wieder an."
Das ist haarsträubender Blödsinn. Welten liegen dazwischen. Dass Lang als alter Man nochmal banalen, zeitgeistigen Schrott ablieferte, belegt im Kontrast nur seine frühere Klasse und die des Weimarer Kinos, welches sich im übrigen weder primär über Lang und schon gar nicht über Riefenstahl definierte. Alles weitere hat Arbogast bereits gesagt.

@1533 Ich denke auch, dass in dem Zusammenhang das Radio eine wichtigere Rolle als Kino und TV gespielt hat. Das war in den 50ern und 60ern schließlich DAS zentrale Medium für Hörspiele und viele Schauspieler konnten sich dort auf diese spezielle Kunstform einstellen. EUROPA konnte dann in den 70ern aus dem Vollen schöpfen. Diese Biotope sind inzwischen natürlich längst trocken gelegt. Das spielt sicher eine Rolle.
1533) Arbogast © schrieb am 12.04.2015 um 17:55:12: Lebendiges Kommerzkino, da fragt sich, was das ist und wie man es abgrenzen kann vom heutigen Kommerzkino, in dem Menschen wie Schweighöfer und Schweiger den Ton angeben. Welchen Maßstab legen wir zugrunde, wenn wir überein kommen, dass Film und Fernsehen unterhalten darf, aber nicht verblöden? Ich sehe den Unterschied nicht. In vielen Bereichen sehe ich sogar deutliche Parallelen. Erfüllt der ganze Pilcher(etc.)-Kram nicht denselben Zweck wie seinerzeit das Heimatfilm- und Sissi-Idyll? Und sind die Wallace-Schoten, vielleicht bis auf einige Perlen, nicht letztlich ebenfalls nur Krimi-Fließband-Ware, wie es sie auch heute noch gibt? Ich sehe den Bruch deutlich in der Nazi-Zeit. (Wirkt sich halt nachteilig für die filmhistorische Entwicklung aus, wenn man einen Großteil der kreativen Köpfe zu Bürgern minderer Klasse degradiert, sie diskriminiert, zum Emigrieren nötigt oder gar ermordet!) Ich sehe kein "nahtloses" Wiederansetzen. Und meiner bescheidenen Meinung nach kann man Langs Schaffen in Deutschland vor und nach dem Krieg ganz und gar nicht in eine Linie stellen. Vermutlich traf auch da zu: Er brauchte das Geld. Der Mabuse der 60'er ist nicht viel mehr als ein schlechter Wallace-Abklatsch, dieses Meisters vollkommen unwürdig, wie ich finde, und der Zweiteiler um den Tiger von Eschnapur... lassen wir ihn dem Vergessen anheim fallen und erfreuen uns an seinen deutschen Vorkriegsleistungen und seinem amerikanischen Schaffen.
Interessant der Gedanke, dass die Sprecherliste ein Spiegel ihrer Zeit ist. Man kann dies aber auch anders deuten: Da die von uns verehrten SprecherInnen eher nicht in der Film- und Fernsehwelt der damaligen Zeit präsent waren, könnte man annehmen, dass sich ihr Entwicklungs- und Wirkungsfeld vielleicht tatsächlich AUSSERHALB dieser beiden Stätten finden ließ. Zum Beispiel beim Radio (einst ernstzunehmende Konkurrenz zum TV) oder eben Theater. Vielleicht sollten wir also Mr.Murphys klugem Ratschlag folgen, ehe er von unseren Wortkaskaden überdeckt wird, und genauer hinschauen, was die öffentlich-rechtlich subventionierte Radiohörspielwelt an Sprechern und Sprecherinnen zu bieten hat. Gibt es sie dort (und an den Theaterbühnen dieses Landes), jene SprecherInnen des Formats eines Gottfried Kramers oder eines Ernst von Klippsteins?
1532) Choronzon © schrieb am 12.04.2015 um 15:46:09: Der Punkt ist doch, dass es ein lebendiges Kommerzkino gab mit starken Reizen und Typen, wo ein Schundbegriff leider nirgendwohin führt, denn Edgar Wallace und Karl May und der Heimatfilm kommmen nicht von ungefähr. Lang hat Krimireißer verfilmt und Abenteuerstoffe, vor wie nach dem Krieg, und Leni Riefenstahl hat Bergfilme gedreht. Nahtlos setzt das Kino da wieder an. Nach dem Krieg fanden unsere Sprecherlegenden hier Lohn und Brot, Paetsch war bei EW dabei, Brönneke im Schulmädchen-Report. Schlimmer geht es doch nicht für den selbstrenannten Kunstanbeter, aber da wurde bezahlt. Es gab einen rein ökonomischen Druck, nur die subventionierten Bühnen lieferten überhaupt die reine Lehre der Kunst. Ins Kino und Fernsehen kamen doch nur die, welche richtig auffielen, ob nur akustisch oder auch visuell. Heute ist Uniformität gefragt, anders als damals darf nicht großartig aufgefallen werden. Das Publikum bedarf keiner absoluten Eindeutigkeit mehr, denn es gibt ja auch nicht mehr viel zu sagen in der heutigen Medienlandschaft, wo jeder mit Selfie in seinem eigenen Film spielt. Das will ich doch nur ständig sagen, die Sprecherliste in den Hörspielen kann nur ein Spiegel ihrer Zeit sein, sie war es schon immer. Auch wenn man sich in alte Zeiten träumen will, sie kommen nicht zurück. Also legt man eine olle Kassette ein...
1531) Boomtown © schrieb am 12.04.2015 um 14:32:47: @1529 Mit der Betonung auf "irgendwann". Juhnke hat doch erst gegen Ende seiner Karriere ambivalente Rollen gespielt und die Lederhosen-Reaktion kam auch erst gute 20 Jahre später. Stimmt, Vohrer hat mit seinem May und Wallace-Filmen zumindest das Kunststück vollbracht, auch gegenwärtig noch popkulturell irgendwie von Interesse zu sein. Deine Analyse vom echten, realitätsnahen deutschen Film bekomme ich zwar auch da beim besten Willen nicht drüber, aber mal egal. Die Frage ist doch, was haben Leute wie Gerlach Fiedler, Gottfried Kramer, Peter Pasetti, Peter Schiff oder Hans Paetsch damit eigentlich zu tun? Prägende Stars vor der Kamera, die nebenbei mal was eingesprochen haben, waren das in dieser Ära ohnehin nicht. Stattdessen hatten sie alle einen zweiten Schwerpunkt. Den als Sprecher. Schien damals einfach noch lukrativer zu sein und es war die Zeit da, das zu perfektionieren. Wenn sich heute die Schauspielerei schon für kaum mehr einen lohnt, sieht es als Sprecher vermutlich richtig düster aus. Zudem fehlen auch die ganz großen neuen Hollywood-Stars, denen man über Jahrzehnte seine Stimme leihen kann. Gab es nicht vor nicht allzu langer Zeit sogar eine Streik bei Synchronsprechern, wegen der schlechten Bedingungen?
1530) Arbogast © schrieb am 12.04.2015 um 10:55:18: So wohlwollend wie Choronzon wird ja vielleicht in fünfzig Jahren auch jemand über den aktuellen Fernsehdünnpfiff schreiben, aber mit dem Thema, das hier eigentlich gerade zur Debatte steht,hat es nichts mehr zu tun.
Zur Erinnerung: Es ging um die Sprecher und Choronzons Satz: "Damals wollte das Theater, der echte Film (nicht heutige Filmfördergeldverschwendung) Realismus und entsprechende Typen. Heute gibt es nur noch weichgespülte Konfektion, die leicht runtergeht."
Es ging um die Typen, aus denen gute Sprecher werden konnten, nicht um eine filmhistorische Gesamtanalyse. Es ist doch wohl unbestreitbar: Es gibt und gab im deutschen Film und TV nach dem Krieg immer hauptsächlich Schund. Das kann Schund mit Charme sein, wie mancher Didi-, Erhardt- oder viell. sogar Edgar-Wallace-Film, aber es bleibt doch Schund (und auch Lang passte sich dem ja mit seinem letzten Mabuse-Film bedauerlicherweise an). Aber es gibt und gab auch immer wieder mal die Versuche, wenigstens inhaltlich, aber durchaus auch formal neue (deutsche) Wege zu beschreiten. Es fehlte und fehlt in Deutschland halt leider an Mut, eigene, anspruchsvolle Geschichten zu erzählen und dafür eigene Wege des Filmens zu finden (wie noch in der Weimarer Republik, als Babelsberg Hollywood bekanntlich oft in den Schatten stellte).
Um aber den Bogen zu spannen, schlussfolgere ich aus der Abschweifung: An der besseren Qualität der Filme lag es schon mal nicht, dass früher prägnantere und unverwechselbarere SprecherInnen erwuchsen. Höchstens an einer größeren Bereitschaft, auch knorrige Typen in normalen Rollen zu besetzen, während heute die Darsteller der Norm größtenteils glatt sein müssen, wie es scheint.
Also - schon mal einen Punkt bei der Ursachenforschung ausgeschlossen.
1529) Choronzon © schrieb am 12.04.2015 um 01:10:07: Da gibt es eine Menge. Seeßlens Analysen des Heimatsfilms zeigen, dass die Fluchten in den Kitsch ja nie ganz gelingen wollen, Juhnke ist damals so etwas wie ein Symbol der Kehrseite der jungen BRD, des scheiternden Bürgers als ewiger Verlierer. Und nicht umsonst juckt es irgendwann in der Lederhose als beißender Kommentar der Schmuddelfilmchen zur heilen bunten Welt der 50er. Immer nur Murnau und Lang ist zu schön, um wahr sein zu können. Der Trivialfilm enthält oft ungewollt mehr, als einfach Leuten ewig nur beim Autofahren zuzusehen, nur um innere durch äußere Befreiung zu generieren, siehe Wenders. Papas Kino der schönen Lügen konnte sicher nur durch die Lügen der 68er reformiert und bestätigt werden, aber nicht unbedingt zugunsten letzterer. Nach dem Krieg taugt neben gerade eben Genrefilmen nur manches von Herzog und wenig von Fassbinder. Nicht umsonst hat QT mal Alfred Vohrer als den wichigsten Nachkriegsregisseur genannt. Da stimme ich mal völlig mit ihm überein.
1528) Boomtown © schrieb am 12.04.2015 um 00:46:15: Über die heutige Film- und TV-Landschaft in Deutschland müssen wir nicht groß diskutieren, da sind wir uns einig. Aber nur weil die ziemlich kümmerlich daher kommt, muss man ja nicht die der Nachkriegsjahre schön reden. Den "echten" deutschen Film (im Sinne von bedeutend) würde ich in der Weimarer Republik verorten und ein übermäßiges Interesse an Realismus und entsprechenden Typen sehe ich da halt bestenfalls in irgendwelchen Nischen. Deine Beispiele sind ja jetzt schon wieder deutlich später. Krimis der 70er kann ich nicht mehr ohne die Schimanski-Revolution im Hinterkopf anschauen. Wirken meist vergleichsweise bieder und hölzern. Heinz Erhardt und Didi, nun ja, würde ich den aktuellen von dir genannten Machwerken auch jederzeit vorziehen, aber was beweist das schon.

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