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Das Freibier-Interview

+++ August 1999 +++
 

Mit wackeligen Schritten begab ich mich zusammen mit Sylvia dann hinter die Bühne, wo das VPT vollauf mit dem Umbau zum zweiten Stück zu tun hatte. Und dann standen sie vor mir, drei smarte Mittdreißiger.

FREIBIER-Fanzine für Punk, Oi!, Ska, HC und Hörspiele
2,- inkl. Porto bei
Torsten Schumacher
Kattenberg 58
50259 Pulheim


 
FB: Was hört ihr denn privat für Musik, bzw. auch: Was habt ihr früher für Musik gehört?
OR: Im Moment höre ich eigentlich nur noch Radio, so das normale Geplätschere. Viel Inforadio, wir haben in Berlin so einen Sender, der nur Nachrichten bringt. Zu Hause lege ich nur noch selten Platten auf. Früher habe ich mal Punk gehört.
FB: ´N paar alte Smasher?
OR: Alles mögliche...
AF: Crass.
OR: Ich hab damals in den einschlägigen Clubs rumgehangen und hab viel Pogo hinter mir.
JW: Viel was?
OR: Pogo.
FB: Sich rumschubsen.
AF: Ich fand das immer ganz schrecklich. Ich habe dabei immer meine Brille verloren.
FB: Das kenne ich.
OR: (zeigt auf FREIBIER #2) Die Ärzte kenne ich auch noch aus der Zeit. Die hießen damals noch Zykon B und waren eine Truppe aus Spandau, Bela B. hieß noch Dirk Felsenheimer und Farin noch Jan Vetter. Damals gab es ganz wilde Parties in Hermsdorf bei dem dritten Ärzte-Mann...
FB: Sahnie.
OR: Dessen Eltern wohnten in Hermsdorf und wenn die verreist waren, ging es da immer ziemlich rund. (bekommt glasige Augen). Ich weiß noch genau... mit den Jungs... das war immer 'ne wilde Sache.
FB: Wie alt seid ihr denn eigentlich jetzt und wann hat das mit den drei ??? angefangen?
JW: Ich wurde 1979 in Bombay geboren, haha. Aufgewachsen in Rangoon, haha.
OR: Wir sind alle Anfang Dreißig und haben als Kind angefangen zu arbeiten. Mit 7 fing das an mit Pinocchio, mit 9 dann die Fünf Freunde, zwischendurch noch andere Sachen. Aufgrund der Fünf Freunde hat sich das dann bei mir mit den drei ??? ergeben. Weil man die Kassetten der Fünf Freunde gut fand, hat man mich dann gefragt, ob ich auch noch was anderes machen würde. Da habe ich dann gehört, wer da noch mitmacht, Andreas Fröhlich und Jens Wawrczeck. Da habe ich dann gesagt: Ja.
FB: Kanntet ihr euch schon vorher?
OR: Andreas kannte ich schon vorher, den Jens noch nicht ganz so gut. Lernte ihn dann sehr schnell kennen und schätzen (JW: Lieben). Mit 11 habe ich dann angefangen, den Justus zu sprechen.
AF: Oliver und ich kannten uns schon vorher durch »Die Schwarzen Sieben«.
FB: Och nö, ja stimmt. (Nostalgie, schwärm...). Und wie alt seid ihr nun genau?
JW: Ich bin 36, die beiden anderen 34.
OR: Drei alte Fragezeichen sozusagen, die aber immer noch jung klingen. Wir kriegen das bisher immer noch ganz gut hin, finde ich. Noch finden wir es nicht zuuu albern.
FB: Ihr habt aber immer schon Wert darauf gelegt, daß ihr nicht so alt werden wollt, wie die Rolling Stones.
OR: Ja, ich finde es nicht nötig. Man muß jetzt nicht erst abtreten, wenn die Sonne schon am Horizont versinkt. Ich denke, man sollte da den richtigen Zeitpunkt wählen und den werden wir dann sehen, hoffe ich. Wir werden bestimmt kein Peter Kraus, der mit 60 noch rumhüpft und die Gitarre schwinkt, det werden wir bestimmt nicht machen, das find ich albern.
JW: Es ist ja auch eine Ausnahme, daß wir uns so offiziell hier präsentiert haben.
AF: Ich finde es so wie es ist aber eigentlich auch ganz gut. Also wenn man hier die Leute sieht, die da so hinterstehen. Das ist eigentlich ja ganz schön, aber auch ein bißchen unheimlich. Ich habe diese Kultbildung gar nicht so mitgekriegt.
JW: Wir nehmen so ein Hörspiel ja nur ein Mal auf und damit ist das für uns eigentlich erledigt. Man hört sich das vielleicht noch einmal an, aber die Leute, die »Fans«, haben die Stories ja voll im Ohr.
FB: Könnt ihr den Hype denn verstehen?
JW: Eigentlich nicht so richtig. Man hört sich selbst und das ist was anderes.
AF: Ich habe auch ganz viele EUROPA-Schallplatten gehabt. Ich habe z.B. »Odysseus« oder die ganzen Karl-May-Schallplatten gehört.
OR: »Der Geist in der Flasche«.
AF: Das ist mein Ding, mein Kult. Meine Idole waren Hans Paetsch, Konrad Halver usw., das kann ich nachvollziehen. Ich habe irgendwann später mal Pölchau (drei ???-TS) kennengelernt und ich war ganz entsetzt, den live vor mir zu sehen. Da bröckelte richtig was ab.
OR: So geht´s vielen, wenn die uns sehen, haha.
JW: Heute beim »Superpapagei« muß ich sagen: Das ist jetzt schon so lange her, da habe ich ja jetzt einen gewissen Abstand zu. Das ist ja eigentlich ganz spannend und schön, hat aber mit mir heute gar nix mehr zu tun. Ich habe mich gar nicht richtig erkannt.
AF: Ich mich auch nicht. Bei den neuen Sachen wiederum ist es viel klarer.
OR: Seit wir rumzicken, haha.
JW: Seit wir uns auch besser kennen. Wir kannten uns ja bei der ersten Folge praktisch gar nicht.
OR: Da haben wir uns dreimal im Jahr gesehen. Morgens flog man nach Hamburg und abends zurück.
AF: (zitiert aus FREIBIER #4) Aber das Lachen klang damals noch echter.. Das Lachen ist mittlerweile auch schon Kult, das ist so scheiße (Gelächter).
OR: Das muß halt sein. Selbst wenn das Ende dramatisch ist, müssen wir lachen.
FB: Bei der neuesten Folge »Nacht in Angst« lacht ihr aber nicht zum Schluß, das fand ich sehr angenehm.
OR: Ehrlich nicht? Man hatte uns gesagt, wir sollten nicht lachen, wir haben uns aber sehr dagegen geweigert. Vielleicht haben sie es einfach weggeschnitten.
FB: Aber es ist doch schrecklich. Es klingt so gezwungen...
AF: Nee, gezwungen ist es gar nicht, einfach nur hysterisch. (Gelächter)
OR: Unnatürlich und hysterisch.
AF: Das soll auch so sein.
JW: Wir lassen uns das Lachen nicht vermiesen.
FB: Hört ihr die Hörspiele denn nachher auch selbst mal?
OR: Im Auto oder so höre ich das schon mal ganz gerne.
JW: Aber du hast ja auch Kinder.
OR: Wir hören die dann und manchaml find ich das auch ganz wunderbar. Natürlich gibt es auch schlechte Folgen, aber ich finde es immer wieder interessant. Ich vergesse die Story nämlich danach wieder. Wenn mich ein Fan nach irgendeiner Folge fragt, bin ich immer ziemlich in der Bredouille, da ich die Geschichte nicht mehr im Kopf habe. Ich habe eine Art fotografisches Gedächtnis und kann mir Sachen wunderbar merken, aber wenn ich weiß, daß ich diesen Text wohl nicht mehr brauche, dann kann ich das sofort löschen.
FB: Es gibt ja immer wieder inhaltliche Fehler in den Folgen. Fällt euch sowas denn auf?
OR: Dabei fällt uns das dann schon auf.
AF: Wir fragen dann auch immer nach, aber man erklärt uns dann, das sei richtig, weil das soundso gemeint wäre.
FB: Oliver, du hast Kinder. Was sagen die denn dazu?
OR: Die hören das gerne. Die können das auch wunderbar trennen. Total. Die werden immer knallrot in der Schule, wenn man ihnen sagt: »Ey, dein Vater hat doch da und da wieder mitgesprochen.« Die mögen das nicht so.
FB: Wie alt sind sie jetzt?
OR:  9 und 10.
FB: Bestes Hörspielalter.
OR: Sie lieben Hörspiele. Die warten immer auf die Muster, die ich bekomme. Die hören alles stundenlang und immer wieder.
FB: Ihr seid ja nun hauptberuflich Sprecher, ob nun für die Kassetten oder Synchron.
OR: Ja, an sich haben wir unser Hobby zum Beruf gemacht. Andreas und ich haben früher auch noch geschauspielert, sowohl Theater wie auch Film, aber das haben wir ganz eingestellt. Wir sind ganz hinter die Kulissen gegangen.
FB: Wie nennt sich euer Beruf dann?
AF: Neben dem Hörpiel-Sprecher sind wir also auch noch Synchron-Sprecher und mittlerweile auch Synchron-Dialog-Regisseure. Wir gucken uns die englischen Filme an und schreiben dazu einen lippensynchronen, deutschen Text, suchen die Stimmen aus und produzieren das dann auch im Studio.
FB: Da gab´s ja durchaus namenhafte Filme, wie z.B. »Mulan« oder »Deep Impact«. In welchen Projekten steckt ihr derzeit?
JW: Meins heißt »Die Rester« (oder so ähnlich-TS), eine New Yorker Serie.
OR: Ich habe gerade »Notting Hill« gemacht und bin derzeit dabei, für VOX ´ne Serie namens »Martial Law« zu machen, eine Action-Serie mit Samoe Hung, neben Jackie Chan der wohl bekannteste Action-Held Hongkongs.
FB: Gibt es denn noch im hohen Alter den Fall, daß ihr so richtig grobe Versprecher einbaut. So, daß man vor Lachen nicht mehr weiterarbeiten kann.
OR: Das passiert jedes Mal.
JW: Es gibt immer einen Moment, wo wir nicht mehr können.
OR: Und meistens gerade dann, wenn irgendwelche Gastsprecher mit dabei sind, die andere Rollen sprechen. Wir hatten da z.B. Wilhelm Wieben, den Nachrichtensprecher. Irgendwann fingen wir an zu lachen und er dachte, es wäre wegen ihm und war beleidigt.
AF: Wobei der auch extrem pupig (?) war.
OR: Wir haben ihn dann noch gefragt, ob er wohl noch einen Frosch sprechen möchte.
AF: Die haben es aber auch manchmal sehr schwer mit uns. Wir arbeiten zwar eigentlich sehr professionell, sind aber zwischendrin immer unglaublich unkonzentriert und albern. Wenn es an die Aufnahme geht, sitzt es dann meistens sofort. Wenn da jemand als Außenstehender alleine zukommt, der denkt bestimmt öfter mal, wir wären Idioten. Aber wir empfinden das Ganze in Hamburg immer als Spaß.
FB: Wie lange braucht ihr für eine Folge?
OR: Wir kommen immer einen Tag nach HH und machen dann zwei Folgen. Die anderen Sprecher sind meistens noch gar nicht mit dabei, wir sprechen  viel alleine. Die anderen werden später aufgenommen und einfach reingeschnitten. Wir sind einfach sehr gut eingespielt und schaffen daher sehr gut 2 Folgen an einem Tag.
AF: Das ist der Punkt: Wir sind ein eingespieltes Team.
OR: Wir gucken uns auch zwischendurch immer wieder an und spielen uns die Bälle zu.
FB: Habt ihr irgendwelche Vorteile dadurch, daß man eure Stimmen erkennt?
JW: Als Schauspieler hat man keinerlei Vorteile, im Gegenteil, aber im alltäglichen Leben schon eher. Wenn ich z.B. zum Frisör gehe und jemand mich als Peter Shaw erkennt, sind direkt alle freundlich. Im Beruf hat man eher Schwierigkeiten, da man sehr schnell in eine Schublade gesteckt wird. Abenteuer- oder Kinderhörspiele werde ich wohl nicht mehr machen können.
FB: Aber früher hattet ihr doch immer Gastauftritte in anderen Hörspielen, wie z.B. TKKG oder die Funk Füchse.
OR: Ich habe mich da immer wieder drüber gewundert. Ich fand das schon ziemlich mutig, daß man mir den Rowdy bei Bibi Blocksberg hat sprechen lassen.
FB: Aber in den EUROPA-Hörspielen tauchen eure Stimmen doch immer wieder auf, sowie auch die TKKG-Leute Rollen bei den drei ??? sprechen.
OR: Das kommt daher, daß wir, wenn wir  die zwei Folgen in HH machen, werden wir noch gebeten, für fünf andere Produktionen kleine Rollen zu sprechen. Das machen wir natürlich gerne, so als Mengenrabatt sozusagen.
FB: Was ist denn eure Lieblingsfolge?
OR: Meine war eigentlich »Das leere Grab«. Auch wenn man mir immer wieder erzählt, sie wäre gar nicht so gut.
JW: Meine Lieblingsfolge war »Der Karpatenhund«.
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