Herr Naumann, können Sie sich noch an Ihre Anfänge
im Hörspielbereich erinnern und wie Sie dazu kamen?
Also, wenn ich auf die Anfänge der Hörspieltätigkeit
zurückkommen soll, dann muss ich ganz weit zurückgreifen. Bis
in das Jahr 1953 damals in der sogenannten DDR oder der real vorhandenen
DDR, wo ich damals noch gelebt habe. Da haben wir übrigens ganz wunderbare
Hörspiele gemacht. Und zum Teil also auch rein literarische Lesungen.
Eine, die sehr bekannt war drüben, hieß "Musik und Dichtung".
Da waren so Sachen wie "Die römische Elegie" von Goethe und sehr viel
ähnliche Dinge.
Also, mein Beginn, was diese Rundfunkarbeit generell anbelangt, liegt
sehr, von heute aus gesehen, weit zurück. Und ich erinnere mich immer
sehr gern daran, weil es wirklich hochwertige Produktionen waren.
Und wie kamen Sie dann zu Hörspielserien wie z.B.
von Europa?
Ja, gut. Europa ist dann sehr, sehr viel später gekommen. Es war
nach meinem Weggang aus Ostdeutschland hier herüber. Und dann hat
es sich im Laufe der Jahre irgendwie plötzlich ergeben. Dann habe
ich bei Heikedine Körting, bei unserer "Märchenprinzessin", wie
sie ja damals sehr liebevoll von ihren Hörern und Kunden genannt wurde
- sie ist ja auch wirklich eine zauberhafte Person, das muss ich ja wirklich
sagen -, sehr, sehr viel gemacht. Die Titel weiß ich nicht mehr alle.
(Anm.: ihm wurde ein dreiseitiger Computerausdruck mit einer Auflistung
aller Hörspiele, bei denen er mitgewirkt hat, gezeigt.)
Das ist alles, was ich gemacht habe? Da muss ich doch gleich mal reingucken.
Was macht Ihnen am meisten Spaß? Sie machen ja
nun vieles von Synchron, Fernsehen - (weiter kam ich nicht)
Synchron mache ich nicht mehr. Das ist mir eigentlich zu zeitaufwendig
geworden in den letzten Jahren. Ich habe das ganz eingestellt, weil es
im Grunde eine ungesunde Sache war damals. Weil wir natürlich alle
wie die Schlote gequalmt haben in den Studios, was heute nicht mehr geschieht.
Gott sei Dank, muss ich sagen, aber damals haben wir das halt gemacht.
War auch sehr komisch, sehr lustig manchmal. Aber Synchronarbeit mache
ich heute nicht mehr. Es sind da heute so viele Leute, die eigentlich mit
unserem Beruf nichts zu tun haben, die zwar ganz gute Sprecher sind, aber
der Ton muss da heutzutage drauf sein. Es wird nicht mehr so sehr auf künstlerische
Qualität geachtet. Die Filme, die heute gemacht werden, sind zwar
erfolgsträchtig, bringen also den Produzenten sehr viel Geld, sind
interessant, lustig, komisch und voller Abenteuer und Spannung, aber da
ist keine künstlerische Arbeit mehr zu leisten. Also seitens eines
deutschen Sprechers für eine bestimmte Figur, wie es früher manchmal
der Fall war.
Ist es nicht schwierig sich bei einem Hörspiel
in die Rolle hineinzuversetzen? Die Szenen werden ja nicht unbedingt aneinander
hängend aufgenommen.
Nein, das ist ganz unterschiedlich. Im Falle von Heikedine Körting
haben wir es aus ökonomischen Überlegungen für sie gemacht.
Sie ließ uns alle der Reihe nach kommen und machte alles, was für
einen Sprecher gedacht war, hintereinander weg und hat sich alles selbst
zurecht geschnitten nachher und das hat alles wunderbar funktioniert. Das
war keine Frage.
Bei Hörspielen direkt, soweit sie heute noch von Sendern selbst
hergestellt werden, was wohl auch der Fall ist, wie ich glaube und zu wissen
glaube, dann sitzt man schon zusammen um einen Tisch herum und spielt die
Szene. Das ist unterschiedlich, wie es gehandhabt wird, aber es ist eben,
wie gesagt, mehr alles so, dass es sich mehr auf die Einzelaufnahme hin
entwickelt hat.
Bekommen Sie noch viele Hörspielangebote?
Nein, aber ich habe auch gar nicht mehr die Zeit dazu.
Schade ist das aber schon.
Ja, es ist schade. Auf der einen Seite ist es schade. Auf der anderen
Seite ist es so, dass ich eh genug zu tun habe. Die freien Tage oder Wochen,
die im Jahr übrig bleiben , neben Theater und Fernsehen, sind eigentlich
relativ wenig. Das beklage ich nicht, aber die möchte ich dann schon
nutzen zum Regenerieren und auch an der frischen Luft zu sein und mich
ein bisschen zu erholen, um dann wieder für die nächste Arbeit
fit zu machen.
Haben Sie Hörspiele, z.B. auch die, bei denen
Sie mitgesprochen haben, auch privat zu Hause gehört?
Ja, sicher. Natürlich, habe ich auch gehabt, aber ich habe sie
dann meistens Jugendlichen geschenkt. Denn was sollen sie bei mir rumliegen
und totes Kapital sein? Das lohnt sich ja nicht.
Ist es für Sie nicht komisch, wenn Sie Ihre eigene
Stimme z.B. in Hörspielen hören?
Nein, aber ich höre mich so auch, wenn ich spreche. Auch wenn
ich auf der Bühne spreche.
Aber man hört sich selbst ja ganz anders. Ich
persönlich empfinde meine aufgenommene Stimme als fürchterlich.
Ja, aber da ich nun soviel solcher Arbeiten gemacht habe und alles
immer habe abhören können, weiß ich, wie das klingt. Wenn
ich jetzt so spreche, weiß ich, dass ich über das Band tiefer
komme, als ich mich höre, aber das geht ja jedem so.
Wie war die Zusammenarbeit mit Frau Körting?
Ja, sie war außerordentlich erfreulich, weil sie ja ein so liebenswerter
Mensch ist. Eine absolute Könnerin auf ihrem Gebiet und bei allem
flott. Sie ist schnell entschlossen und sie weiß sehr schnell, wann
etwas gut ist oder wo man sagen muß: "Machen wir es noch mal". Also
diese Auswahlmöglichkeit ist bei ihr so ... oder die Beurteilung,
um eine Auswahl zu treffen, ist bei ihr so gut ausgeprägt und so schnell
möglich, dass das eben ganz flott vorangeht.
Sie ist eine lustige, schnellschaltende, witzige Person und liebenswert
obendrein.
Haben Sie noch Kontakt zu Frau Körting?
Im Augenblick nicht, nein.
Es gibt aber eine ganze Reihe Fans, die Sie trotzdem
gerne mal wieder in einem drei ??? Hörspiel hören würden.
(lacht) Vielleicht ergibt es sich mal.
Oder wenn ich mich in Hamburg mal befinde, was evtl. jetzt im Herbst
sein wird, dann rufe ich Frau Körting einfach mal an und sag "Hallo".
Vielleicht im Oktober? Da findet in Hamburg das große
drei ??? Jubiläum statt. Zum 25-jährigen Bestehen der Hörspielreihe
findet eine Gala dort statt.
Ah so. Wann ist das?
Am 2. Oktober.
Am 2. Oktober? Hm. Da werde ich nicht sein können. Am 2. Oktober
bin ich, glaub ich, Moment mal ... nicht in Vancouver, nein, wir sind auf
dem Schiff. Wir drehen noch ein drittes "Traumschiff" dieses Jahr. Ich
kann es im Moment nicht genau aus dem Kopf sagen. Aber um den Zeitpunkt
herum bin ich gerade mal wieder auf dem Wasser. (schmunzelt)
Was sind Ihre nächsten Pläne? Neben dem "Traumschiff".
Pläne selbst nicht. Wir können keine Pläne machen, da
wir ja genommen, aber ich weiß z.B., was dieses Jahr noch ansteht.
Wir werden ein Jubiläumsspecial für die "Schwarzwaldklinik"
machen im Juli/August und wir werden dann September/Oktober dieses dritte
"Traumschiff" machen. Dann ist noch Herr Rademanns (Anm.: Produzent
beider genannter Serien) Geburtstag, wo eine größere Unternehmung
ansteht. Ende November will ich dann nach Kalifornien reisen, zu meiner
Tochter über Weihnachten, und komme am 29.12. zurück und am 5.
Januar nächsten Jahres geht es wieder auf das Schiff, um die nächsten
"Traumschiffe" zu drehen. Also, es ist rundum voll.
Ich bedanke mich dafür, dass Sie sich die Zeit
für mich genommen und die Geduld für mich hatten.
Gern geschehen.
Gestern war es ja eingekniffen (Anm.: es gab kleine terminliche
Schwierigkeiten), heute kam auch noch was. Deswegen habe ich Sie ja
schnell angerufen und gesagt, dass wir es ein bisschen später machen,
damit wir Ruhe haben für uns.
Danke schön. Das war sehr nett.
Wenn schon, dann machen wir es richtig.
(Anm.: An dieser Stelle war das Interview eigentlich beendet, aber
Herr Naumann nahm sich dann noch den im Interview erwähnten Computerausdruck
mit den Hörspielen vor.)
Jetzt muss ich aber noch in die Liste reingucken.
"Airwolf", ja sicher. "Asterix", ja, das habe ich auch gemacht. "Das
Schloß-Trio", ja natürlich. (lacht)
Erzähler. Ich habe viele Erzähler gemacht. Auch hier bei
"Hanni und Nanni". "Die drei ???", "Ein Fall für TKKG", ja, na sicher!
"Masters of the Universe", ja natürlich. Das war mit dem Skeletor.
Wer hat den noch mal gesprochen? Mensch, wer war denn das? Wir haben uns
nie gesehen, aber ich kenne ihn. Peter Pasetti, glaube ich. Der ist ja
leider schon verstorben.
Ich habe viel gemacht. Na, prima.
Danke nochmals und alles Gute für die Zukunft
und viel Erfolg weiterhin.
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