12.12.2002. Ein Tag, der mir in guter Erinnerung bleiben
wird. Nicht, weil es mindestens -10° Celsius sind, nein, sondern weil
ich einen Termin bei den drei ??? habe und der Tag in eine einzigartige
Rennerei ausartet und eigentlich total anders verläuft, als ich es
mir vorher gedacht hatte.
Tourstress? Ja, sowas gibt es bestimmt. Aber die drei Hauptdarsteller
Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich werden bestimmt
Zeit finden, ausführlich alle Fragen zu beantworten und Autogrammwünsche
zu erfüllen. Vielleicht springt ja auch noch die Aufnahme eines persönlichen
Anrufbeantworterspruchs für Christian raus. Was sollen die sonst in
Aschaffenburg machen? Die sitzen doch eh nur alle rum bis zum Soundcheck
und später geben sie die beiden Vorstellungen, wo ist da schon Stress?
Schließlich haben sie auch nach den Vorstellungen immer Zeit,
noch einmal zu ihren Fans zu gehen. So schlimm kann so eine Tour ja auch
wieder nicht sein. Oder etwa doch?
Zusammen mit Christian Reinartz von der Offenbach-Post sind wir um17.00
Uhr zum Interview eingeladen. Also schwinge ich mich gegen 15.30
Uhr in mein Auto und mache mich auf den Weg ins etwa 35 km entfernte
Aschaffenburg. Draußen ist es eisekalt und eigentlich hoffe ich nur,
dass wir nicht allzulange in der Kälte werden stehen müssen.
Nach kurzer Suche in der verwinkelten Altstadt finde ich das Stadttheater.
Hm - ist es wirklich hier? Auf den Eintrittskarten steht "Stadthalle",
im Internet "Stadttheater" und in Aschaffenburg gibt es in der Tat beides.
Doch um 16.30 Uhr stehe ich vor dem Stadttheater
und stelle fest, hier bin ich richtig. Kurz darauf taucht auch Christian
auf und wir schmuggeln uns erst mal in den Eingangsbereich, wo bereits
die ersten Fans ihre reservierten Tickets an der Kasse abholen. Hier ist
es zwar höchtens 2 Grad wärmer als draußen, aber immerhin.
Nachdem der Tourleiter ausfindig gemacht wurde, geht es ins Innere des
Gebäudes. Auf der Bühne ist bereits alles aufgebaut, emsige Mitarbeiter
treffen die letzten Vorbereitungen, und wir lernen noch zwei weitere Reporter
von Radio Primavera kennen, die ihr Interview bereits erfolgreich hinter
sich gebracht haben.
Keiner kann uns bis dahin genau sagen, wie es weitergeht, so warten
wir aufgeregt im Saal darauf, dass etwas passiert.
16.58 Uhr - Auf der Bühne tut sich was.
Nach und nach tauchen alle Darsteller und Technikspezialisten der "Master
of Chess"-Tour auf. Der Soundcheck ist noch nicht gemacht. Helmut Krauss,
der den Erzähler macht, ruft mehrmals zur Ordnung und dann geht es
tatsächlich auch los. Die drei ??? witzeln auf der Bühne rum
und sprechen verschiedene Stellen aus dem Manuskript. Zwischendrin hört
man immer wieder bewundernde Stimmen, über den Saal. Das Theater ist
klein, aber sehr schön - alle sind beeindruckt. Andreas verlässt
mitten im Soundcheck die Bühne, hört sich die Akkustik an mehreren
Stellen im Saal an und scheint sichtlich zufrieden zu sein.
Nach einer Viertelstunde ist alles zur vollsten Zufriedenheit der gesamten
Crew eingestellt und der Soundcheck endet. Wenige Sekunden später
werden wir in eine höchstens 7,26 qm große Garderobe geführt,
und der Tourmanager weist uns nun volle 20 Minuten Zeit für ein Interview
zu, doch Andreas sagt gleich, dass er nur 10 Minuten Zeit hat, da er noch
jemanden treffen muss.
Christian und die Kollegin vom Radio wechseln sich mit ihren Fragen
ab. Es entwickelt sich eine richtig gemütliche Atmosphäre (trotz
des hässlichen Raumes) und die drei Stars beantworten geduldig und
mit dem gewohnten Witz die Fragen (bei der Frage, was sich die drei Detektive
für 2003 wünschen, antwortet Justus: 48 statt 36 Wochen Ferien
um noch mehr Ermittlungen anstellen zu können - soviel dazu). Bevor
wir uns versehen, verschwindet Andreas in den Gängen des Theaters.
Auch Oli und Jens wollen gerne los, um noch etwas zu essen, bevor
dann schon wieder die erste Show ansteht. Marcel von Radio Primavera, der
zwar dabei ist, aber sein Interview schon seit dem frühen Nachmittag
im Kasten hat, lässt sich schnell noch zwei Cassetten signieren, dann
sprechen Oliver und Jens noch einen Anrufbeantworterspruch für Christian
in das Mikrofon des kleinen Aufnahmegerätes und verschwinden, nicht
ohne uns für etwa zwanzig Uhr noch mal einzuladen, um weitere Fragen
zu beantworten.
17.43 Uhr: Im Foyer die erste Ernüchterung:
Der Anrufbeantworterspruch ist weg, Christian hat in der Aufregung vergessen,
das Mikrofon wieder einzuschalten. Pech.
Kurz vor 20.00 Uhr stehe ich mit einem
Bekannten wieder vor der Halle. Der Tourleiter muss die ersten Fans vertrösten,
die bereits auf Einlass hoffen. Doch bevor die erste Vorstellung nicht
geräumt ist, kommt keiner ins Stadttheater. Zu groß wäre
das Gedränge, wenn 500 Menschen raus und 500 weitere Menschen hinein
wollen. So harrt der Tourleiter bei eisiger Kälte draußen aus
und muss immer wieder die verständnislosen Blicke der frierenden "Kunden"
mitansehen. Schnell organisieren wir schon mal die Einlasskarten für
Christian und seinen Begleiter, unsere Karten habe ich schon. Während
die Masse den drei ??? tobenden Applaus spendet, stehen wir bereits wieder
Gewehr bei Fuss und zehn Minuten später kommen Oliver, Jens und Andreas
aus irgendeiner versteckten Ecke in den hinter der Bühne liegenden
Gängen auf uns zu. Der arme Oliver! Er hat seinen Pullover bis obenhin
geschlossen und sein Blick spricht Bände.
Seine Stimme ist am Boden, die Vorstellung in der sehr zugigen Halle
hat ihn arg mitgenommen. Eigentlich ist keiner so richtig gesund, alle
klingen eher nach "dem gelben Schein", doch das Publikum erwartet sie schon
in knapp 40 Minuten wieder! Also keine Chance, den Anrufbeantworterspruch
noch einmal neu einzusprechen. Und auch keine Chance, den geplanten Weihnachtsgruß
für die rocky-beach.com auf Band zu bannen. Wenigstens für einige
wenige Fotos stehen die drei noch zur Verfügung, schnell spreche ich
mit Oliver und Andreas noch mal über einen Chattermin und dann verschwinden
sie wieder in Richtung Küche, um ihre Stimmen mit einem heißen
Getränk wieder auf Vordermann zu bringen. Für zwei schnelle Autogramme
für Marcel bleibt noch Zeit, dann "schmeißt uns" der Manager
(verständlicherweise) auf freundliche Art 'raus.
Wir laufen über die Bühne in den Saal, den bereits die ersten
eingelassenen Fans stürmen, und suchen uns Plätze. Schon 20.45
Uhr. Eine halbe Stunde kann so schnell rum sein...
Rasch sind alle Plätze belegt, blitzen die ersten Kameras. Das
Publikum besteht eigentlich nur aus Erwachsenen - Kinder sehe ich keine.
Pünktlich um 21.00 Uhr beginnt die zweite
Show dieses Abends. Keiner der Darsteller versucht sich irgendeine Schwäche
anmerken zu lassen, doch Oliver Rohrbecks Verfassung ist nicht zu überspielen.
Mindestens einmal geht jeder aus dem Team während der Vorstellung
in irgendeine Ecke und hustet kaum hörbar. Oliver verschwindet sogar
mal schnell in der Kabine...
Die Halle ist in der Tat äußerst zugig, wie auch Helmut Krauss
mehrmals betont und meine Knie mir eindrücklich signalisieren. Dennoch
bietet uns die gesamte Truppe eine beeindruckende Vorstellung, die wie
gewohnt mit stehenden Ovationen und tosendem Applaus gegen 23.00
Uhr endet. Zwischendrin wirkt es manchmal, als müsste die Show
abgebrochen werden, weil Oliver - besonders zum Ende hin - nur noch krächzend
sprechen kann - doch er arbeitet sich tapfer bis an das Ende seines Manuskriptes
durch, schließlich kann der erste Detektiv seine Kollegen nicht im
Stich lassen!
Nachdem sie noch zweimal auf die Bühne kommen, um sich beim Publikum
zu bedanken, verlassen sie, sichtlich froh darüber, dass sie es geschafft
haben, die Bühne und das Licht geht an...
Sicherlich nachvollziebar nach solch einem Tag, taucht niemand mehr
auf, um Autogramme zu geben. Auch ich hab keins, obwohl ich so nah dran
war. Doch keiner der wartenden Fans meckert, alle haben gemerkt, wie anstrengend
der Abend war.
Der Tag war ein ganz besonderer. Locker und nett, aber - auch wenn es
hier nicht so klingen mag - die Stunden von 16 - 23 Uhr waren auch für
uns Stress pur. Spätestens nun wird jedem von uns klar, wie anstrengend
die Tour erst für alle Beteiligten sein muss. Daher bleibt an dieser
Stelle nur noch eins an das gesamte Team der "Master of Chess"-Tour zu
richten:
VIELEN DANK für eure Mühe und eure Geduld mit uns Fans! Dafür,
dass ihr eure Gesundheit für uns Fans aufs Spiel setzt! Und dafür,
dass ihr trotz des enormen Zeitdruckes, Zeit für uns findet! |