Ein Adventure, das auf einem Raddampfer spielt? Das erinnert (wenigstens die Älteren unter uns) an den C64-Klassiker „Murder on the Mississippi“. Doch diesmal sind es die Drei Fragezeichen, die eine Diebstahlserie auflösen müssen. Sie werden von Kapitän Jason zu einer kleinen Dampferfahrt eingeladen, an der auch weitere Prominente teilnehmen. Schon beim abendlichen Empfang stellt sich heraus, dass so ziemlich alle Gäste beraubt wurden. Justus, Peter und Bob machen sich an die Lösung des Falles.
Im neuen Point & Click-Adventure von USM, entwickelt von Crenetic GmbH Studios, darf der Spieler alle drei Detektive einzeln steuern. Diese Steuerung unterscheidet sich allerdings erheblich vom „Standard“, den man bei sonstigen Adventurespielen vorfindet. Gespielt wird nur per Maus (wobei man am Anfang des Spieles eine Tastaturbelegung festlegen darf), die gerade gewählte Person wird mit gedrückt gehaltener Maustaste in die gewünschte Richtung gelotst. Bei Gegenständen, mit denen interagiert werden kann, werden entsprechende Texte angezeigt. Das mühsame Absuchen nach dem nächsten Hinweis entfällt somit, es stört aber die Stimmung. Mit einem Klick auf einen Gegenstand werden Symbole mit möglichen Aktionen eingeblendet. Gegenstände können per Drag ’n Drop unter den Drei Detektiven ausgetauscht, im Inventar miteinander kombiniert oder auf andere Sachen angewendet werden. Letzteres hat mich erstmal einige Nerven gekostet, weil man bei einem der ersten Rätsel einen Schraubenzieher aus dem Inventar mit einem an der Reling befestigtem Seil verwenden muss. Dabei muss man zuerst das Seil benutzen, um an das Objekt heranzuzoomen und anschließend den Schraubenzieher auf das Seil ziehen. Hinzu kam bei mir noch ein seltsamer Bug, der den Schraubenzieher verschwinden ließ.
Grafik
Die Grafik an sich geht in Ordnung, allerdings sind nicht viele Orte zu erforschen, noch dazu sehen sich alle Kabinen sehr ähnlich. Die Figuren sind comichaft übertrieben, wobei die Animationen derselben besser sein könnten – die Jungs schweben teilweise über die Planken.
Ton
Ein großer Stimmungskiller ist die Vertonung. Zwar sind die Sprecher der Nebenpersonen alle in Ordnung (gerade der Erzähler passt hervorragend zur Serie), doch ausgerechnet unsere drei Freunde bleiben stumm. Die Worte der Drei Fragezeichen werden leider nur textlich auf dem Bildschirm ausgegeben.
Rätsel
Es ist wie schon erwartet ein einfaches Spiel. Dies liegt im Trend von Adventures, sich in Richtung Interaktive Geschichte zu entwickeln. Das Spiel ist in 8 kleinere Kapitel unterteilt, die ein geübter Spieler in wenigen Stunden absolviert hat. Meist erhält man klare Aufträge wie „Gehe in den Salon“, „Durchsuche Kabine von“ oder „Sprich mit“. Leider gibt es nur wenige komplexere Rätsel, bei denen auch Gegenstände mitenander kombiniert werden müssen.
Um die Spielzeit etwas zu strecken, wurden weite Wegstrecken eingebaut, so dass der Spieler oft von einem ans andere Ende des Schiffes wandern muss. Oder es kommt es vor, dass man im Salon ein Rätsel löst, dadurch automatisch in die eigene Kabine versetzt wird und gleich den nächsten Auftrag erhält, wieder in den Salon zu gehen.
Auch die Möglichkeiten, die sich mit der Steuerung der einzelnen Detekive geboten hätten wie individuelle Fähigkeiten oder aufeinander abgestimmte Rätsel werden nicht genutzt. So dienen die Jungs eigentlich nur als laufendes Inventar.
Leider hat das Spiel einige Unschönheiten. Neben dem schon erwähnten Bug der verschwindenden Gegenständen, der nach einer Neuinstallation des Spieles verschwand, traten kleinere Fehlerchen auf. So wurde bei jeder Auftragseinblendung immer noch zusätzlich ein erledigter Auftrag aus Kapitel eins angezeigt oder eimnal verschwand Justus, als er hinter einem Bett stand. Speichern ist zwar beim Beenden möglich, allerdings wird automatisch im ersten von drei möglichen Slots gespeichert. Die anderen beiden Speicherplätze können nicht verwendet werden, aber da man bei dem Spiel nicht sterben bzw. etwas falsches machen kann, ist das kein Problem.
Gestört hat dagegen mehr, dass man den einzelnen Personen nicht vorgestellt wird. Zwar kann man mit jeder Person reden, aber man erfährt ihren Namen dabei nicht. So muss man sich selbst zusammenreimen, wer da vor einem steht („die barocke Dame ist dann wohl die Opernsängerin…“). Apropos reden. In den Gesprächen scheinen ab und zu die Gesprächsoptionen durcheinander geraten zu sein, so dass nicht jede Antwort auf eine Frage passt. Da man alle Gespräche beliebig oft wiederholen kann, dürfte es beim Verständis trotzdem keine Probleme geben.
Fazit
Insgesamt ist „Unter Verdacht“ ein kurzes, einfaches Abenteuerspiel, das vor allem für eine jüngere Spielerschaft gedacht zu sein scheint. Es hat seine Ecken und Kanten und liefert einen neuen ??? Fall, der auch als Buchfolge funktionieren würde, wenn er inhaltlich noch mehr ausgeschückt wäre.
Ein Muss für einen ??? Fan ist es nicht.