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Ein Interview mit Gayle Lynds
+++ Von Janice und Michael Morley (1995) +++
Gayle Lynds (Pseudonym "G.H. Stone") schrieb drei
Bände der "Three Investigators Crimebuster Reihe". Mrs. Lynds schreibt
gegenwärtig für eine erwachsene Leserschaft. Ihr letztes Buch
-- "Masquerade" -- erschien im Februar 1996. Das "People magazine" wählte
es zum besten Buch der Woche. Mrs. Lynds lebt mit ihrem Ehemann Dennis
Lynds1) -- einem Krimiautor, der den älteren
Lesern wohl eher unter dem Namen Michael Collins bekannt ist -- in Santa
Barbara, Kalifornien. Das folgende Interview wurde am 18 November 1995
während eines Essens im Biltmore Hotel in Santa Barbara geführt.
Anwesend waren Gayle und Dennis Lynds, Janice und Michael Morley. Wir sind
Mrs. Lynds sehr dankbar für ihre Bereitschaft und ihre Hilfe, uns
beim Aufbau unserer "Three Investigators"-Historie zu helfen. Bitte beachtet
Mrs. Lynds Buch "Marionette", welches demnächst erscheinen wird.
1) - Interview mit Dennis
Lynds.
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Wie sind Sie dazu gekommen, drei ??? Bücher zu
schreiben?
GL: Mein Sohn Paul fing Jahre bevor ich Dennis kennenlernte an, Bücher
der drei Detektive zu lesen. Als er sieben oder acht war, kaufte er sie
über den "Scholastic Book Service" und brauchte sie so von der Schule
nach Hause. Als ich mit Dennis zusammenkam (wir heirateten schließlich
und zogen vier Kinder zusammen groß), entdeckte ich, daß er
Bücher dieser Serie schrieb [Anm.: Dennis Lynds schrieb 13 Titel der
Originalserie und einen der Crimebusters-Reihe unter dem Pseudonym William
Arden]. Dennis schrieb zu diesem Zeitpunkt noch für diese Serie. Ich
habe sie mir gegriffen und wirklich begonnen, sie zu studieren und war
sehr von der Qualität der Bücher beeindruckt. Ich selbst wuchs
mit den Bobbsey Twins auf -- einer wirklich aus vielen Gesichtspunkten
schönen Reihe. Ein Grund, warum ich sie gern las, war die Tatsache,
daß man in jedem Buch der BT etwas Neues lernen konnte. Ich weiß
noch ganz genau, wie ich in New England lernte Ahornsirup, aus Ahornbäumen
zu machen. Ich habe das immer für eine Stärke dieser Bücher
gehalten. Ich liebe es, zu lernen, wie Dinge entstehen oder gefertigt werden.
Als ich die drei ???las, bemerkte ich, daß sie sich stark von den
anderen Abenteuerserien unterschieden und die gleiche Qualität wie
die BTs hatten. Wer ein Buch der drei ??? liest, dessen Phantasie wird
herausgefordert -- es müssen immer eine Art moralischer Probleme gelöst
werden. Die drei Detektive sind nicht auf Zufälle, auf das unsagbare
Glück angewiesen, das ein unsegliches Kennzeichen der anderen Abenteuer
ist. Als ich durch Dennis die Gelegenheit hatte, mit der Herausgeberin
der drei ??? bei Random House in Kotakt zu treten, begann ich diese Ideen
aufzugreifen. Die Bücher wurden nach folgendem Muster geschrieben:
Der Autor legt dem Verleger seine Ideen vor. Und, wenn sie diesem gefällt,
sagt er: "In Ordnung, das klingt vernünftig". Ich habe ihnen die Geschichten
über einen Orchideen-Diebstahl in Santa Barbara gegeben. Im Buch war
es natürlich nicht Santa Barbara.... sie haben sie abgelehnt. Später
haben wir erfahren, daß dies gerade die Zeit war, in der der Verlag
das Konzept der Serie über den Haufen geworfen und sie neu aufgezogen
hatte. Einige Jahre später kam die Verlegerin auf mich zu und fragte
mich, ob ich ihr für die neue Serie, die Random House gerade startete,
einige Ideen schicken könnte. Sie hat uns dann -- was in unserem Geschäft
"Bibel" genannt wird -- geschickt. Eine Bibel ist eine grundsätzliche
Zusammenstellung der Fakten, aus der eine Serie aufgebaut ist. Es gibt
"Bibeln" für alle Serien, egal ob es Mack Bolan oder Nick Carter oder
die Hardy Boys sind -- es gibt immer eine Bibel.
DL: In der Bibel stand, wie sich die Jungen im Vergleich zur Originalserie
verändert hatten.
GL: Exakt. Die verschiedenen Beziehungen der Jungen. So habe ich eine
neue Idee entworfen, aus der letztendlich "Rough Stuff" [Anm.: "Die gefährlichen
Fässer"] geworden ist. In meiner früheren Ehe haben wir viel
Zeit mit dem Rucksack in den Bergen verbracht. Ich hatte daher ein wenig
Ahnung davon. Ich mochte außerdem die Idee, was aus einem Kind wird
-- es trifft so viele in unserer Gesellschaft -- wenn es plötzlich
ein Elternteil verliert. Ich habe das beabsichtigt, zudem habe ich eine
Cousine, die mit einem amerik. Indianer verheiratet ist, das paßte
alles ganz gut. Ich habe mich sehr für diese Indianerstämme interessiert,
einige besitzen lediglich ein 30 Ar großes Land. Eine Geschichte,
die sich auf diesen Fakten stützte, hat mich fasziniert. Die Herausgeberin
des Random House Verlages mochte die Idee ebenfalls. So begann alles. |
Von dem Konzept mit der "Serienbibel" hatten wir,
bis Sie es erwähnten, keine Ahnung gehabt. Es macht aber Sinn.
GL: Auf jeden Fall. Es muß eine Art Stimmigkeit von Buch zu Buch
geben. Die einzige Möglichkeit das zu erzwingen, ist entweder eine
Person, die die Geschichten schreibt oder mehrere, für die ein Plan
erarbeitet wird. |
Gab es eine Bibel für die alte Serie?
GL: Ja, es gab eine, ich habe sie aber nie gesehen.
DL: Ich erinnere mich auch an eine Bibel für die alte Serie. Lange,
sehr lange her, wahrscheinlich von Bob zusammengestellt. [Anm.: "Bob" ist
Robert Arthur, der die drei ??? schuf.] |
Warum ließ sie Random House unter dem Pseudonym
"G.H. Stone" schreiben?
GL: Alles, was ich zum damaligen Zeitpunkt geschrieben habe, geschah
unter dem Namen Gayle Stone. Ich wollte auch unter dem Namen Gayle Stone
für die drei ??? schreiben. Wie auch immer, Random House sagte, Jungen
würde keine Geschichten lesen, die von "Mädchen" geschrieben
sind. Na ja, Jungen kaufen auch Bücher, die von Frauen geschrieben
sind.
DL: Nicht nur das, es gab bereits ein Ehepaar, das für die Crimebuster-Series
schrieb -- die Stines. Die Frau [Megan Stine] durfte ihren Namen behalten
[Anm.: Megan Stine und H. William Stine schrieben 3 Titel der Crimebuster-Series,
und 2 Titel der "Find your Fate"-Reihe].
GL: Random House erlaubte aber M.V. Carey [Anm.: Mary Carey schrieb
14 Bücher Originalserie als "M.V. Carey"] nicht, ihren gesamten Namen
zu behalten. Sie war in der gleichen Position wie ich. Random House teilte
mir mit, daß ich mit "Gayle Stone" keinen Vertrag mit ihnen machen
könnte. Ich versuchte ihnen zu vermitteln, daß auch einige Männer
wie Gayle Sayers [ein Football-Star] und andere den Vornamen "Gayle" haben.
Sie ließen sich darauf aber nicht ein. Da ich sehr am Schreiben interessiert
war, habe ich mich auf ihre Bedingungen eingelassen. Ich habe diese Entscheidung
nie bedauert, da ich die Serie so geliebt habe. In meinen Antworten auf
Fanpost -- von Jungen und Mädchen - habe ich immer ein Photo von mir
beigelgt, so war es immer klar, daß ich weiblich war. Ich habe diese
Briefe auch immer mit "Gayle Stone" signiert, weil diese Fanbriefe sich
immer an Mr. Stone richteten. Ich habe mich oft gefragt, was sie gedacht
haben, als sie die Briefe geöffnet haben. Innerlich habe ich mich
über ihr "Vorurteil" amüsiert. |
Wie enstand die Crimebusters-Reihe? Warum wurde überhaupt
das Konzept geändert (von 13jährigen Detektiven zu 17jährigen
Detektiven). Waren Ihrer Meinung nach die Änderungen erfolgreich?
GL: Die Herausgeber wollten mit den Hardy Boys konkurrieren. Die Hardy
Boys selbst sind verschiedene Serien; eine für jüngere und eine
für ältere Leser. "Crimebusters" konkurrierte mit der für
ältere Leser. Während der späten 70er und Anfang der frühen
80er Jahre, war die Originalserie in einem heftigen Wettbewerb mit den
Hardy Boys und konnte beinahe aufschließen. Sie haben das wirklich
gut gemacht. Die Idee war: "Gut, wenn wir das mit der jüngeren Leserschaft
schaffen, warum nicht mit der älteren?" Das ist meiner Meinung nach
der Auslöser für die Crimebuster-Serie gewesen. War sie erfolgreich?
Ich denke, diese Bücher waren verdammte gute. Ich bin wirklich stolz
auf die, die ich geschrieben habe. Alle Autoren der Crimebusters haben
einen guten Job gemacht. Ich war sehr enttäuscht, daß die Crimebusters-Bücher
nie richtig vermarktet wurden, die sie zu einem Bestseller gemacht hätten,
die sie wirklich hätten werden können. |
Wir haben folgende Änderung festgestellt: Die
Seitenanzahl der Bücher ist zurückgegangen, aber das Grundgerüst
ist sehr schlüssig, egal welcher Autor es geschrieben hat.
GL: Ja, sie waren sehr schlüssig. Ein Blick in die Bibel: Die
Anzahl der Seiten, der Kapitel usw. Diese Änderungen waren eine Marketing-Entscheidung.
Random House analysierte die "Hardy Boys" (die für ältere Leser).
Sie haben das wesentliche herausgefiltert und versucht mit ein wenig drei
??? zu versehen und zu duplizieren. Im Sprachgebrauch für Serien ist
es normal, wenn der Herausgeber sagt: Es sollen 18 Kapitel sein, es soll
zwischen X und Y Seite haben, der Rand der Seiten ist 1 inch und 1 inch
oder 1.5 inch und 1.5 inch, solche Sachen halt. Eine Fähigkeit in
diesem Geschäft ist das Schreiben auf Zeile. Diese Beschränkungen
sind nicht ungewöhnlich. Uns wurde gesagt, wie lang unsere Bücher
zu sein haben. Wir haben uns überlegt, wie wir die Handlung herunterbrechen
mußten: Was wann zu geschehen hat, und was danach. Die Handlung der
drei ??? entspricht dem klassischen Steigern und Fallen der Spannung eines
drei- oder fünfaktigen Theaterspiels, ja genau so sind sie aufgebaut.
Es war überhaupt kein Problem, dieses Schema zu verwenden. Uns wurde
die Bibel und verschiedene Vorgaben in die Hand gedrückt. Das ist
mit einem Maler zu vergleichen, dem ein gewisser Platz auf der Leinwand
eingeräumt wird. Er kann innerhalb seines Stückes alles machen,
darf jedoch niemals über diese Grenzen gehen. |
Warum gibt es soviele Autoren für die Crimebusters-Reihe?
[Anm.: Es wurden in 1989 sieben und 1990 vier Bücher veröffentlicht.]
Wie wurden die Bücher vermarktet, war das erfolgreich?
GL: Die traditionelle Methode, um eine Serie zu starten, ist die Veröffentlichung
von vielen Büchern am Anfang, um Interesse zu wecken. Den Verkauf
kann man auf Mundpropaganda oder durch Werbung aufbauen. Eine Methode ist
es, die Bücher im Geschäft in großen Pappschachteln anzupreisen
und genau so wurde für die Crimebusters geworben. Anfangs waren
es zwei Titel in sechs Reihen, danach drei Titel. Das Buch von Dennis war
das erste, Stines waren die zweiten und ich kam mit meinem als dritte.
Als die Bücher schließlich veröffentlicht wurden -- am
Anfang alle zwei Monate eins -- sollten diese Pappschachteln gelegentlich
gefüllt werden. Wie auch immer, in allen Läden, in denen Dennis
und ich nachgeguckt haben, gab es die Schachteln nicht. Die Idee war gut,
aber aus irgendwelchen Gründen hat sich das ganze nicht durchgesetzt. |
Wir haben auch inhaltliche Änderungen bemerkt:
Die Geschäftskarte in den Crimebusters unterscheidet sich von der
aus der Originalserie. Aber viel signifikanter hat sich Justus' zentrale
Rolle verändert. Es wird Zeit verwendet, ihn als Witzfigur darzustellen
(er macht stets Diät, schüchtern Mädchen gegenüber,
usw.). Mir tut es leid, wie er in den Crimebustern dargestellt wird, und
ich denke, die meisten drei ??? Fans sind der gleichen Meinung. Justus
spielte die zentrale Rolle in der Originalserie, seine Charakterisierung
in den Crimebusters ist so eine Art Abfall von diesem Charme. Warum wurde
das gemacht?
GL: Alle Änderung der Charaktere waren Bestandteil der Bibel.
In dieser Bibel steht -- ich mache hoffentlich jetzt keinen Fehler --,
daß von uns erwartet wurde, daß wir in jeder Geschichte Justus'
Schüchternheit im Umgang im Mädchen beschreiben sollten. [Anm.:
In der Crimebusters-Bibel wird Justus wenig dominate Rolle und seine Schüchternheit
genau beschrieben]. Als Dennis und ich die Bücher geschrieben haben,
liefen diese Szenen immer auf Telefongespräche hinaus -- diese
Szenen nennen wir in unserem Geschäft "bits of business" -- die Elemente
um eine Geschichte herum, die sich dadurch auch prägen. Ich denke,
Justus wurde unnötigerweise zu einem lächerlichen Objekt. Ich
habe wirklich versucht, das zu kompensieren. Als Beispiel: In "Fatal Error"
[Angriff der Computer-Viren] habe ich ihm eine zauberhafte Freundin an
die Seite gestellt. |
Ja, das hat uns gefallen.
GL: Justus ist eine Charaktere, mit der ich mich identifizieren kann. |
Wir genauso!
DL: Mit meinen Altersgenossen konnte ich als Kind oft nicht Schritt
halten. Die, die ich wirklich bin, wurde ich erst als Erwachsene. Ich habe
mich langsam entwickelt. Alle die so sind, verstehen Justus. Ich bezweifle,
daß ich Justus in der Crimebusters-Bibel in der gleichen Art und
Weise geschrieben hätte. Ein positiver Aspekt der Crimebusters-Charakterisierung
ist, daß Bob eine größere Rolle spielt. Ich habe sehr
gern über Bob geschrieben. Bob war für mich eine "verlorene"
Charaktere der älteren Serie. Ich habe wirklich die Herausforderung
angenommen und für ihn gekämpft. [Anm.: In der Crimebusters-Bibel
ist explizit beschrieben, daß Bobs neue Rolle reizvoller sein soll.] |
Ich habe über die ursprüngliche Charakterisierung
von Bob Andrews in der Originalserie nachgedacht. Im "Gespensterschloß"
[Anm.: Das erste Buch der Serie] im ersten Kaptiel begegnen wir Bob Andrews.
Er ist die erste Person, der wir in der Serie begegnen. Ich denke, Robert
Arthur hat sich am meisten mit Bob Andrews identifiziert. [Anm.: Die
Initialen von "Robert Arthur" und "Robert Andrews" sind die gleichen].
Es machte ihm Spaß, den jungen Lesern so versteckt Hinweise zu geben.
Ich weiß, daß Dennis darüber anders denkt.
GL: Das ist auf alle Fälle möglich.
DL: Ganz gewiß.
GL: Es gibt viele verschiedene Facetten von Robert Arthurs Person.
Justus war die Nummer eins, Peter die Nummer zwei (wegen seiner körperlichen
Geschicklichkeit), Bob war Teil des "Bezuges". Da Bob für Recherchen
zuständig war, wurde er von hier nach dort geschickt, aber er hatte
nie eine herausragende Rolle in der Originalserie. Ich mag das Konzept
dieses tapferen Jungen mit viel Verstand. In der Crimebusters-Series Bob
war der Kerl mit der natürlichen magnetischen Austrahlung [auf das
weibliche Geschlecht], war sich dessen aber nicht voll bewußt. Unter
der "Haut" war er ein Prachtjunge. Er war keine oberflächliche, stereotype
Figur, der jedes Mädchen 'rumkriegt. Deshalb habe ich mich in "Die
gefährlichen Fässer" und "Musikpiraten" auf ihn fokussiert, weil
ich mochte. |
Ihre Crimebusters-Bücher tragen viele Kennzeichen,
daß Sie eine beträchtliche Zeit dafür verwendet haben,
nach Fakten für Ihre Geschichten zu recherchieren. Die Informationen
über den Cessna-Flug in "Die gefährlichen Fässer", die Hintergrundinformationen
über die Plattenindustrie in "Die Musikpiraten" und das Verhalten
von Computer-Viren in "Angriff der Computer-Viren". Wieviel Zeit haben
Sie für das Schreiben und wieviel für die Recherche verwendet.
GL: Ich möchte meinen, ich habe genauso viel, wenn nicht sogar
mehr Zeit für die Recherche aufgebracht, als für das Schreiben.
So mache ich das immer. "Masquerade" hat mich sehr viel Zeit für die
Recherche gekostet. Ich benutze gewöhnlicherweise zwei Prozent, von
dem was ich gelesen habe. Aber ich muß das machen, denn durch das
Recherchieren -- und durch das Verstehen, was man da liest -- ist man erst
fähig, eine Art von Realität und Authentizität zu vermitteln.
Erinnern Sie sich an "Angriff der Computer-Viren", wo die Monitore Feuer
fangen? Diese Information habe ich im "Scientific American" gefunden. Den
Part über den anti-elektrischen Feuerlöscher habe ich in meiner
wissentlicher Enzyklopädie gefunden. Die Szene, in der die Rakete
in der Nähe der Jungen niedergeht, habe ich aus mehreren Magazinen,
die über einen Film berichten, in dem ein Pärchen ein Traumhaus
baut. Wir haben drei Tageszeitungen, acht wöchentliche Magazine und
vier monatliche Magazine, in denen ich zuhause Recherchieren kann. In Ordnung?
Dann gehe ich noch in die Bibliothek und telefoniere viel. Vom Lesen wird
man ganz fertig, andere würden wahrscheinlich verrückt werden.
Ich sehe das Recherchieren als eine Gelegenheit, meine Neugier zu stillen.
Ich mache es gern. |
Wie sieht die Zukunft der Jugendliteratur aus?
GL: Hm, ich bin der Meinung, sie wird immer lebendig bleiben. Auch
wenn viele Befürchtungen haben, wird die Jugend wohl auch in Zukunft
lesen. Man muß sehr realitätsbezogene Themen wählen und
Kinder in einer Art ansprechen, daß sie moralische Themen ehrlich
und direkt aufnehmen. Kinder sind die ehrlichsten Kreaturen auf der Welt.
Du kannst ein Kind nicht hinter das Licht führen. Ein Kind bemerkt,
wenn es belogen wird. Wenn du etwas Falsches schreibst, wird ein Kind dein
nächstes Buch nicht lesen. Kinder wollen über Themen reden, die
sie ansprechen. Es ist gleichgültig, ob es ein Märchen oder eine
reale Geschichte ist, sie muß sie ansprechen. Die Zeiten ändern
sich, deshalb muß die Fiktion diese Änderungen reflektieren. |
Welche Schriftsteller haben Sie beeinflußt?
GL: Jeder hat mich beeinflußt. In meiner Kindheit habe ich alles
gelesen, was mir in die Hände geraten ist. Ich habe Klopapier zerpflückt,
so habe ich gelernt, daß Crown-Zellerbach der größte Papierproduzent
der Vereinigten Staaten war. Als das Papier abgerollt war, habe ich ein
paar Buchstaben auf der inneren Papprolle gesehen und wollte sofort
wissen, was das ist. Ich habe die Rolle auseinandergenommen und konnte
schließlich "Crown-Zellerbach" lesen. Ich habe Campbell, Gypsy Rose
Lees "6-String Murders" gelesen. Mit zehn Jahren habe ich "Gone With the
Wind" gelesen, weil man mir erzählt hatte, daß es zu anspruchsvoll
für mich sei. Und natürlich habe ich die "Bobbsey Twins" gelesen.
Ich habe alles gelesen und alles hat Eindruck auf mich gemacht. Aber ich
muß sagen, ich wünschte, ich hätte viel mehr gelesen. |
Was lesen Sie abends bevor Sie das Licht ausmachen?
GL: Ich weiß nicht. Als Schriftsteller habe ich das größte
Hindernis überwunden: Mehr zu schreiben als zu lesen. Sie kennen wahrscheinlich
das wunderbare Gefühl, daß man beim Lesen in eine andere Welt
abtaucht und nicht mal bemerken würde, wenn das Haus brennen würde.
In so einer Weise hat sich für mich Schreiben durch Lesen ersetzt.
Das heißt natürlich nicht, daß ich jetzt nicht mehr gern
lese, aber ich ziehe halt das Schreiben eigener Bücher vor.
DL: Das machen wir, bevor wir schlafen gehen.
GL: Wir denken über unsere Bücher nach. Wir wälzen Probleme,
ich verhalte mich nicht so, wie ich es gerne hätte...
DL: Ich habe viele meiner Bücher während des Zubettgehens
geschrieben.
GL: Ich mache meine beste Arbeit, wenn ich schlafen möchte. |
Einige Yellowback-Library-Leser möchten vielleicht
mit Ihnen Kontakt aufnehmen, und Sie über Die drei ??? und Ihre Arbeit
fragen. Würde Sie das stören?
GL: Überhaupt nicht! Per Post erreicht man mich: Gayle Lynds,
2026 Cliff Drive, Suite 101, Santa Barbara, CA 93109. |
Das war unsere letzte Frage, vielen Dank, daß
Sie uns diese Zeit geopfert haben.
GL: Es war uns ein Vergnügen! |
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