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+++ 2002 +++
Megan und H. William Stine, ein amerikanisches Autorenehepaar, bekamen nach vielen unterschiedlichen Serien- und Einzelveröffentlichungen Mitte der 1980er Jahre von Random House den Auftrag, im Rahmen der neu entworfenen Find Your Fate-Abenteuerspielbuchreihe eine Geschichte mit den Figuren der verlagseigenen Serie The Three Investigators zu verfassen. Nach dem weinenden Sarg steuerten sie noch die hierzulande unübersetzt gebliebene Geschichte The Case of the House of Horrors bei und wurden anläßlich der Planungen des drei ???-Serienablegers Crimebusters reaktiviert, um drei Geschichten, der giftige Gockel, der verschwundene Filmstar sowie Gekaufte Spieler zu schreiben. In einem e-Mail-Interview befragten wir die Stines ein wenig über ihre Arbeit. |
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Wie seid ihr dazu gekommen, drei ???-Bücher zu schreiben? Welche Bücher schriebt und schreibt ihr außerdem?
[H. William Stine] Wir wurden auf die drei ??? hin angesprochen, nachdem Herausgeber und Redakteure, mit denen wir in der Vergangenheit zusammen gearbeitet hatten, uns dem Herausgeber der drei ???-Bücher empfohlen hatten. In den 1970er und 1980er Jahren haben wir gemeinsam mehr als sechzig Bücher für Kinder und Jugendliche verfasst, wir wurden eben immer weiter empfohlen. Ich selbst habe Anfang der 1990er Jahre aber aufgehört, Kinderbücher zu schreiben. Jetzt bin ich Executive Producer in der American Cancer Society. Ich schreibe und produziere viele ihrer Publikationen, bin aber auch für Aufklärungsvideos etc. zuständig. Megan schreibt auch heute noch Bücher für junge Leser, doch spielt die Fotografie eine immer wichtigere Rolle in ihrem Leben; sie bevorzugt Portraits und fine art photography. Momentan schreiben wir zusammen einen Mysterythriller, der aber für Erwachsene bestimmt ist. |
Habt ihr alle drei ???-Bücher gelesen?
[H. William Stine] Nein, das haben wir nicht ganz geschafft. |
Als ihr an einem drei ???-Buch geschrieben habt, hat sich Random House in irgendeiner Weise einzumischen versucht? Wurden bestimmte Teile gestrichen? Wer war für die Titel zuständig?
[H. William Stine] Bücher für Random House zu schreiben, das war immer eine tolle Erfahrung. Da waren sehr talentierte Redakteure, die uns jederzeit unterstützt haben - die Redakteurin der drei ???-Serie war besonders gut. Sie hat nie etwas zensiert, hat aber auch im Vorfeld dafür gesorgt, dass nichts in den Büchern steht, das entweder keinen Sinn ergab oder zu den drei Hauptfiguren nicht passte. Wir haben als ein Team gearbeitet und niemals als Gegner - das kommt bei Verlagshäusern nicht immer vor. Die Titel haben wir uns ausgedacht. Manchmal hatten wir einen super Titel, uns fiel aber keine passende Geschichte ein. Aber weil Verkaufszahlen vom Titel abhängen, mussten wir uns in solchen Fällen etwas dafür einfallen lassen. Die Titel sind in dieser Branche sehr wichtig: ein Verlag kann ein Buch mit einem hervorragenden Titel verkaufen, auch wenn das Buch an sich schlecht ist. |
Gefallen euch die Cover eurer drei ???-Bücher? Habt ihr mit den Zeichnern jemals darüber gesprochen?
[H. William Stine] Die Coverbilder unserer Bücher unterscheiden sich in vielen Ländern. Alle haben wir nicht gesehen, wir hatten aber auch wenig Einfluss darauf. Es kam nie ein Treffen mit den Zeichnern zustande. Wir sind aber der Meinung, dass viele von ihnen gute Arbeit geleistet haben und die Seele der Bücher gut wiedergaben. |
Das heißt, dass ihr die ausländischen Cover auch kennt?
[Megan Stine] Du wirst überrascht sein, aber wir haben tatsächlich viele der deutschen Bücher zu Gesicht bekommen. In unserer Sammlung befinden sich unter anderem Bücher auf spanisch, französisch, katalanisch und sogar japanisch! Die Cover sind teilweise sehr unterschiedlich. Wir besitzen natürlich auch deutsche Hardcover, auch deutsche Hörspielkassetten! |
Die japanischen Bücher sind teilweise sehr alt und sehr selten im Besitz von Sammlern. Wo habt ihr dieses Buch und die anderen her?
[Megan Stine] Ja, das japanische Exemplar ist in der Tat etwas Besonderes. Es handelt sich im Prinzip um ein Taschenbuch, aber es besitzt einen seperaten Umschlag. Und natürlich liest man es von hinten nach vorne, wie alle japanischen Bücher. Wir besitzen deutsche Bücher, weil Random House sie uns geschenkt hat, genauso wie die anderen ausländischen Ausgaben. |
Gibt es Beziehungen zu anderen Autoren der drei ???-Serie? Trefft ihr euch hin und wieder?
[H. William Stine] Es bestanden Kontakte zu einigen anderen Kolleginnen und Kollegen, aber in der Zwischenzeit haben wir uns aus den Augen verloren. |
Seid ihr beiden schon einmal in Deutschland gewesen? Habt ihr gewusst, dass euer Buch The Case of the House of Horrors neben The Case of the Savage Statue und Shoot the Works hierzulande nie übersetzt und veröffentlicht wurde? Kennt ihr vielleicht die genauen Gründe dafür?
[H. William Stine] Obwohl wir mehrmals in Europa waren (wir lieben es zu reisen), hat sich ein Aufenthalt in Deutschland bisher nicht ergeben. Über die nicht übersetzten Bücher kann ich nicht viel sagen. Die Gründe kenne ich nicht, womöglich waren die Handlung und die Schauplätze etwas zu sehr amerikanisch, so dass es für die Übersetzer schwierig war, die Bücher so zu übertragen, dass es verständlich blieb und sich auch die Leser anderer Länder mit der Handlung identifizieren konnten. |
Zum Schluss die wichtigste Frage: wie kann man sich eure Zusammenarbeit vorstellen? Es ist kaum denkbar, dass zwei Leute, die an demselben Buch arbeiten, nicht ständig streiten. Ist einer für die Handlung zuständig, der andere für das Schreiben?
[H. William Stine] Diese Frage kommt immer wieder auf. Wir machen das nun schon so lange, und eigentlich finden wir das nicht besonders ungewöhnlich. Dabei gibt es keine Rollenverteilung, z.B. einer für die Handlung, der andere für das Schreiben. Wir denken uns die Geschichte gemeinsam aus, auch wenn Megan darin besser ist. Einer von uns schreibt die erste Fassung, danach besprechen wir alles und nehmen Veränderungen vor, bis schließlich jemand die zweite Fassung schreibt. Im Laufe der Zeit hat es sich so entwickelt, dass ich lieber ein weißes unbeschriebenes Blatt Papier fülle, als eine bereits fertige Fassung zu überarbeiten. Bei Megan ist es eben umgekehrt, deshalb ergänzen wir uns in dieser Hinsicht prächtig (Megan hat ca. 50 Bücher allein geschrieben, also hat auch sie keine Angst vor dem weißen Blatt). Verstehe es nicht falsch: Klar gibt es ab und zu Meinungsverschiedenheiten, wenn es um Figuren geht, und vielleicht ist der eine auch mal der Ansicht, dass ein Absatz nicht so gut geschrieben ist, aber dies als Streiten zu bezeichnen, wäre übertrieben. |
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Die Fragen stellte das Team der rocky-beach.com. Übersetzung aus dem Amerikanischen: Matthias Bogucki und Sven Haarmann. |
Weiterführende Links:
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