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+++ 2002 +++
William McCay hat in seiner schriftstellerischen Laufbahn viele interessante
Stationen durchlaufen und ist dabei insbesondere im Bereich der Juvenile
Mystery Series sehr umtriebig gewesen. Wie er im Interview erzählt,
war er maßgeblich an einer für eine ältere Leserschicht
konzipierte Ablegerserie der Hardy Boys beteiligt: die Hardy
Boys Casefiles (an denen übrigens auch Peter Lerangis mitschrieb,
der über McCays Vermittlung zu den drei ??? kam) waren die große
Konkurrenz und vielleicht auch die Inspiration für die Crimebusters-Serie.
William McCay schrieb zwei Bücher: während die vierte Folge,
Funny Business, hierzulande unter dem Titel die Comic-Diebe
erschien, wurde dem achten Band, Shoot the Works, die Übersetzung
ins Deutsche verwehrt - genug Diskussionsstoff also für ein ausführliches
e-Mail-Interview, welches Seth
T. Smolinske mit McCay führte. Wir danken Seth herzlich für
die Gelegenheit, ihm einige Fragen schicken zu können, die er McCay
auch stellte. Die Übersetzung des gesamten Interviews erfolgt mit
seinem Einverständnis. |
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Welche Bücher haben dich frühzeitig beeinflusst,
und wie kamst du zum Beruf des Schriftstellers?
Das Lesefieber hat mich schon sehr früh gepackt, hauptsächlich
historische Erzählungen. Ich entdeckte Andre Nortons Geschichten,
danach dann ihre Science-Fiction-Stories. Andere Autoren meiner Jugend?
Von Kipling die Kurzgeschichten: Kim und insbesondere Puck of
Pook's Hill; Edgar Rice Burroughs, aber eben zumeist nicht seine Tarzan-Geschichten;
Kriminalerzählungen, vor allem Arthur Conan Doyle und einige der Alfred-Hitchcock-Anthologien.
Ich war der erste aus meiner Familie, der das College des Lincoln Centers
der Fordham University mit den eher zweifelhaften Fächern Englisch
und Theater abschloss. Darauf folgten sechs Hundejahre, in denen ich
mich in Public Relations und Corporate Editing versuchte. Gegen Ende dieser
Phase traf ich Pat Fortunato, die im Kinderbuchmarkt als Freiberuflerin
auf Auftragsbasis arbeitete, und der ich bei einigen Projekten assistieren
durfte. Als sie ein Team zusammenstellte, um für den Children's
Television Workshop ein Magazin zu entwickeln, warb sie mich als redaktionellen
Mitarbeiter an. Später gründete Pat dann ihre eigene book packager
firma [Megabooks], und dort schrieb ich meine erste große Geschichte
- ich fertigte ein "Buchprodukt", wie corporate publishing types das nennen.
Mein Manuskript verhalf Pat zum Verkauf einer zwölfteiligen Serie
namens Race Against Time, und plötzlich war ich Chefredakteur
bei Megabooks. |
Peter
Lerangis zufolge warst du sein Redakteur, als er in den späten 1980er
Jahren einige Hardy Boys/Nancy Drew-Bücher verfasste.
Das muss bei Megabooks gewesen sein - die Firma, die die Serien dort
fortspann, wo das Stratemeyer Syndicate sie fallengelassen hatte.
Stimmt, Megabooks spezialisierte sich auf Serien für Kinder und
Jugendliche. Ich habe eine Menge Bücher unter zahlreichen Pseudonymen
geschrieben und lektoriert - auch unter Serienpseudonymen, da schrieben
verschiedene Autoren unter dem Namen eines einzigen fiktiven Autoren [i.e. Franklin W. Dixon, Carolyn Keene, Victor Appleton etc.]. Nacheinander
hatte ich mit einigen sehr bekannten Serien zu tun: The Bobbsey Twins,
Nancy Drew und die Hardy Boys. Buch packagers (?) wie Megabooks
sind in demselben Verhältnis zu großen Verlagshäusern zu
sehen, wie die unabhängigen Filmemacher in Hollywood: sie entwickeln
Projekte, die von den großen Firmen vertrieben werden. Neben dem
Job in der Redaktion bemühte ich mich, mindestens zwei Bücher
pro Jahr selbst zu verfassen. Ich denke, die Katze ist jetzt eh aus dem
Sack: auch an einer weiteren alten Serie, Tom Swift, war ich beteiligt.
Eine Homepage listet mich bereits als Autor einiger Titel. |
Kanntest du dich mit der drei ???-Serie aus, bevor
du mit den Crimebusters zu tun bekamst?
Wer die drei ??? waren, wusste ich sehr wohl, als Jenny Fanelli
mich kontaktierte. Doch gelesen hatte ich kein einziges Buch. Andererseits
habe ich als Kind auch nur drei Kapitel eines Hardy Boys-Buches
gelesen. Mein Jugendserienlesefutter holte ich mir aus einem alten Koffer
im Schuppen meiner Großmutter: uralte Tom Swift-Bücher,
und eine furchtbar schlecht geschriebene Serie namens The Boy Allies
über zwei amerikanische Freunde, die den Ersten Weltkrieg gewonnen
hatten. Als ich Robert Arthurs Bücher las, um mit den drei ??? auf
der Höhe zu sein, wünschte ich mir, ich hätte sie viel früher
entdeckt! |
Wie bist du zu den Crimebusters gekommen?
Ich bekam in meinem Büro bei Megabooks einen Anruf von Jenny Fanelli,
die offenkundig in anderen Redaktionen über einige frühere Bekannte
von mir gehört hatte. Das muss so gegen 1988 gewesen sein, weil
die Comic-Diebe 1989 rauskamen, und es war das erste oder zweite
Buch, das tatsächlich unter meinem eigenen Namen veröffentlicht
wurde. Zu jener Zeit hatte ich mir bereits den Ruf erarbeitet, Serienbücher
schnell und professionell zu schreiben, wobei ich mich hauptsächlich
auf das Geheimnisvolle und Abenteuer verlegt hatte. Jenny rief mich an,
um in Erfahrung zu bringen, ob ich für ein Crimebusters-Buch
verfügbar wäre.
Nachdem ich - um Interessenkonflikte zu vermeiden - die Offerte mit
meinen Vorgesetzten abgesprochen und grünes Licht erhalten hatte,
willigte ich ein und machte mich daran, die Serie zu studieren.
Übrigens, Jenny Fanelli ist eine jener drei oder vier besten Redakteurinnen,
denen ich im gesamten Geschäftsleben jemals begegnet bin. Die Briefe
mit ihren Anmerkungen wirkten wie aus einem Lehrbuch Marke "Wie repariere
ich eine Story?". Sie wusste ganz genau, wann und wie man einem Autoren
freie Hand lassen, und wann man ihn an die Kandarre nehmen musste.
Nur ein Beispiel: sie weigerte sich, als ich den hinterhältigen Verlagsleiter
in den Comic-Dieben Leo Rotwang nennen wollte, wie den Bösewicht
im Stummfilm Metropolis. Jenny argumentierte zurecht dagegen, dass
die Teenager denken würden, Leo hätte so was wie eine Geschlechtskrankheit.
Also nannte ich ihn Leo Rottweiler - das war nach wie vor ein irgendwie
merkwürdiger Name, der nun aber wie diese potentiell gefährliche
Hunderasse und nicht nach Geschlechtskrankheit klang. |
Es
heißt, die Crimebusters-Serie sei entwickelt worden, um in
Konkurrenz zum damaligen Erfolg der Hardy Boys Casefiles-Serie zu
treten. Ich schätze mal, dass deine Erfahrung mit den Hardy
Boys-Büchern ausschlaggebend für Jenny Fanellis Entscheidung
war, dich für die Crimebusters anzuwerben?
Als ehemaliger Redakteur kann ich da nur sagen, dass ich skeptisch
bin, wenn man einem Projekt unterstellt, in erster Linie als Konkurrenzprodukt
zu einer anderen Serie entworfen worden zu sein. Der Erfolg der Hardy
Boys Casefiles zeigte uns allen, dass sich ein neuer Markt für
jugendliche Leser auftat. Wenn man die Dinge so betrachtet, machte es einfach
nur Sinn, es mit einer jugendlichen Variante der drei ??? zu versuchen.
Zwar gibt es Ähnlichkeiten zwischen beiden Serien, aber es gibt auch
wesentliche Unterschiede.
Nein, ich glaube nicht, dass ich ausgesucht wurde, weil ich mal
mit den Hardy Boys zu tun hatte. Wenn überhaupt, dann wollte
man mich trotz dieser Verbindung. Jüngst machte mir Jenny ein
sehr nettes Kompliment, indem sie mich als einen der verlässlichsten
unter Vertrag arbeitenden Schriftsteller nannte, mit denen sie je zusammen
gearbeitet hätte. Darauf kommt es dem Redakteur einer Serie in erster
Linie an. |
Wie fällt Dein persönlicher Vergleich zwischen
den beiden Serien, den Hardy Boys Casefiles und den Crimebusters
aus?
Ich kann mich daran erinnern, wie Jenny Fanelli versuchte, die wesentlichen
Unterschiede zwischen den Crimebusters und den Hardy Boys Casefiles
zu beschreiben: "Sie ähneln weitaus mehr einem Roman als das, woran
du bislang gearbeitet hast", sagte sie. Damals war ich jünger und
auch ein wenig frecher, also sagte ich: "In einem Roman hast du einen Protagonisten,
einen Gegenspieler, einen Konflikt, einen steigenden Spannungsbogen, der
einen Höhepunkt erreicht, in dem der Held wächst und sich entwickelt,
und plötzlich - wir sind ja in einer Serie -, ist er wieder dort,
wo er ursprünglich angefangen hat."
Weit gefehlt: die Crimebusters-Bücher trugen noch mehr
Züge eines Romans: Es gab mehr Entwicklung bei den Charakteren; die
Casefiles hingegen wurden definitiv von der Handlung vorangetrieben.
Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass in einem Jahr zwölf Casefiles
und sechs Digests auf den Markt geworfen wurden. In der gleichen
Zeitspanne kamen die Crimebusters mit vier Folgen recht bescheiden
daher.
Neben
der Betonung der Handlung setzten die Hardy Boys Casefiles vor allem
auf Action. Diese Bücher waren für Comic-Leser, Fans von Arnold-Schwarzenegger-Filmen
und Anhänger von Baller-Computerspielen konzipiert. Als wir das Serienkonzept
für diese neue Hardy Boys-Serie entwarfen, fragte mich der
Verleger: "Bill, wenn du mit den Hardy Boys irgend etwas anstellen könntest,
was würdest du ändern?" Eine spannende Frage! Ich antwortete:
"Ich würde diesen gelben Sedan, den sie schon seit 1930 fahren, in
die Luft jagen. Und ich würde Iola Morton (Joe Hardys Freundin) auf
den Rücksitz plazieren, wenn die Kiste hochgeht." Für eine Sekunde
dachte ich, der arme Mann hätte einen Schlaganfall erlitten. Er saß
wie erstarrt da, sah mich an - und sagte: "Und was passiert dann?" Das
war unser erster Casefile.
Warum habe ich eine solch ungeheuerliche Antwort gegeben? Nun, als
die Hardy Boys erstmals erschienen, hatte der gelbe Sedan eine ganz
andere Funktion, er transportierte eine ganz andere kulturelle Botschaft,
das war ja noch die Zeit, in der ein Henry Ford sich hinstellen und sagen
konnte: "Sie können sich Ihre Farbe aussuchen - solange sie schwarz
ist." Ein rotes oder gelbes Auto signalisierte ein sportliches Modell.
Und beim Sedan war eben so besonders, weil er -- zwinker-zwinker -- einen
Rücksitz hatte. Heute, wenn du (gerade in New York) "gelber Sedan"
hörst, denkst du doch gleich an ein Taxi. Und dass Iola in Fetzen
zerrissen wurde, sollte dem Leser deutlich vor Augen führen, dass
in dieser Serie sich kein Mensch, nicht einmal die Hauptdarsteller und
Identifikationsfiguren, sicher fühlen konnte, und dass es die
Hardys nun mit dem gefährlichsten Verbrechen überhaupt aufnahmen:
Mord. Ich setzte mich für dieses Konzept ein, als Megabooks bereits
Nancy Drew wieder ausgegraben hatte, und ich dachte, die Jungs sollten
ähnlich ernsthaft zur Sache gehen. Wir versuchten die Handlung so
sorgfältig wie möglich anzugehen: neben dem klassischen Kriminalroman
bedienten wir uns nun auch ordentlich beim Thriller und Spionageroman.
Vorher haben sich die meisten jugendlichen Detektive doch vorwiegend
mit Eigentumsdelikten beschäftigt. Die Crimebusters-Serie führte
diese Tradition fort, und die drei ??? blieben Detektivgeschichten. Wenn
man den komödiantischen Einschlag der Serie berücksichtigt, war
das wahrscheinlich eine weise Entscheidung. Es ist doch etwas schwierig,
in einem Kapitel in Lachen auszubrechen, um im nächsten Kapitel jemanden
sterben zu sehen. Es ist nicht unmöglich, aber nicht gerade einfach. |
Deine
erste Arbeit für die Crimebusters waren die Comic-Diebe anno
1989 - was ist der Hintergrund dieser Geschichte?
Als ein Redakteur, der an zahlreichen Serien zugleich arbeitet, würde
ich sagen, dass ich nach einem Autoren suche, der schnell begreift,
worum es in der Serie geht, wie sie funktioniert, und der sich dem Konzept
anzupassen bereit ist. Eine Serienbibel, mag sie auch noch so verständlich
abgefasst sein, kann einen Autoren nur zu einem bestimmten Punkt bringen,
aber das reicht nicht: Ein Hauptteil der Arbeit besteht darin, die richtige
Atmosphäre zu reproduzieren oder sie überhaupt erst zu finden.
Für mich war der Humor eins der wichtigeren Elemente eines drei ???-Buches.
Ich wollte die Detektive in einem eher unkonventionellen Umfeld agieren
lassen, um möglichst viel Gelegenheit für Späße zu
haben. Da es bei Megabooks auch zu meinen Aufgaben gehörte, nach neuen
Projekten und Autoren Ausschau zu halten, hatte ich Kontakte mit der Comic-Szene
geknüpft, vor allem auf Comic-Conventions. Ein humorvoller Fall auf
einer Convention, auf der es wirklich zur Sache gehen kann - das klang
doch nach einem Auftrag für Justus, Peter und Bob, also habe ich Jenny
von meiner Idee erzählt.
Ich habe mal eine Rezension des Buches gelesen, in der die Authentizität
der Atmosphäre lobend erwähnt wurde. Nun, wie gesagt, ich war
im Comic-Geschäft unterwegs, um neue Talente und Geschichten zu entdecken
und hatte mich mit einem Verleger und aufstrebenden Künstler namens
Jack Hunter angefreundet. Er war so hilfsbereit, mich mit all den Leuten
bekannt zu machen und erzählte jedem Geschichten aus dem Krieg, so
dass ich ihn als Figur im Buch verewigte.
Als ich mich in die Crimebusters einarbeitete, fiel mir auf, dass
die anderen Autoren sich auf den armen Justus Jonas eingeschossen hatten.
Es schien, als bestraften sie Just für seine überragende Persönlichkeit,
die er in den früheren Geschichten zur Schau stellte. Vielleicht war
es, weil Just und ich uns in der Leibesfülle ähneln, auf jeden
Fall hatte ich irgendwie Mitleid mit ihm. Viele intelligente, selbstbewusste
Kinder werden in den Wirren der Pubertät aus der Bahn geworfen. Also
konnte es keinen besseren Subplot für mein erstes drei ???-Buch geben,
als Justus sich verlieben zu lassen. |
Nicht
wenige bezeichnen Shoot the Works als eine ihrer liebsten Crimebusters-Folgen.
Shoot the Works erwuchs aus meinen Recherchen zum Paintball-Phänomen.
Dieses Spiel ist so etwas wie ein hochmodernes Capture the Flag
mit Spielern, die sich mit Farbkapseln aus Kohlendioxidpistolen beschießen,
anstatt sich einfach abzuklatschen. Meine Recherchen waren wirklich Knochenarbeit:
ich habe einen ganzen Tag damit verbracht, Paintball zu spielen und mir
so ein Gelände anzusehen.
Einen armen Gegenspieler habe ich "getötet", und er war so perplex,
dass ich ihn noch einmal treffen musste, um seinen Schock zu
lösen - das habe ich in die Geschichte eingebaut. Ich selbst bin übrigens
zweimal getroffen worden, fühlte mich aber nicht wirklich geschlagen:
die 360 km/h schnellen Farbkugeln trafen mich am Pistolenhalfter und den
stahlverstärkten Spitzen meines Stiefels. |
Shoot the Works war eine jener wenigen amerikanischen
Geschichten, die in Deutschland nicht veröffentlicht wurden. Es gibt
Vermutungen, der Verlag hätte die Geschichte als zu gewalttätig
abgelehnt. Hast du eine Idee?
Ich habe gar nicht mitbekommen, dass es das Buch nicht auf den
deutschen Markt geschafft hatte, obwohl ich es dennoch hätte merken
müssen, denn das einzige deutschsprachige ???-Buch, das bei mir ankam,
war ja Die drei ??? und die Comic-Diebe. Ich weiß nicht, ob
Shoot the Works jetzt soviel mit Gewalt zu tun hatte, aber dieser
Eindruck könnte sich als nachteilig erwiesen haben. Es gab da eine
ganz strikte Entscheidung, auf der amerikanischen Edition keine Waffen
zu zeigen. Vielleicht hatten die deutschen Verleger ein ähnliches
Problem? Der paramilitärische Charakter von Paintball mag auch eine
Rolle gespielt haben. Auf dieser Seite des Atlantiks habe ich schon davon
gehört, wie Paintball-Spieler als Waffennarren, Militaristen und Neo-Faschisten
attackiert wurden. Ich kann nur sagen, dass die meisten Paintballspieler,
die ich getroffen habe, ein Spiel gespielt haben - und für die eher
professionellen Spieler hatte die Sicherheit oberste Priorität. |
Hast du eine Crimebusters-Geschichte geschrieben,
die nicht mehr veröffentlicht wurde?
Wir haben wohl über einige Ideen gesprochen, aber ich habe ganz
bestimmt an keiner Geschichte konkret gearbeitet, als die Crimebusters-Serie
beendet wurde. |
Womöglich wage ich mich mit dieser Frage zu weit
vor, aber ich würde sehr gerne mehr darüber wissen, wie Autoren
von Jugendbuchserien für ihre Arbeit bezahlt werden. Es heißt,
dass sie normalerweise eine pauschale Vergütung erhielten. Die drei
??? waren da von Beginn an eine Ausnahme, da ihre Autoren prozentual an
den Verkäufen beteiligt wurden. Wie sieht das mittlerweile aus, hat
sich diese pauschale Bezahlung in den letzten zwanzig Jahren gewandelt?
Und verhandeln einzelne Autoren über ihre prozentualen Anteile?
Ich
habe die Erfahrung gemacht, dass du für die meiste Arbeit bei
Serien angeworben wurdest, ohne irgendwelche Tantiemen zu bekommen. Bei
Serien, die schon lange laufen, insbesondere jene, die Film- oder Fernsehstoffe
behandeln, ist der Kuchen schon derart aufgestückelt, dass für
den Autoren kaum ein Stückchen übrig bleibt. Bei Race Against
Time stand mir ein wenig Anteil am Profit zu, aber mein erster Tantiemenvertrag
wurde für die Comic-Diebe abgeschlossen. Ich habe mich erst
vor kurzem durch die alten Briefe gewühlt - die Autoren erhielten
zehn Prozent. Im Laufe der Jahre habe ich das ursprüngliche Honoror
für das Buch gerade mal verdoppelt.
Für die anderen Autoren kann ich nicht sprechen, aber bei waren
das die Zeiten, wo ich noch keinen Agent hatte. Wenn es etwas zu verhandeln
gab, dann habe ich das selbst erledigt - nicht dass ich mich an irgendwelche
Gespräche erinnern könnte. Es handelte sich um größtenteils
standardisierte Verträge. Ich glaube kaum, dass da noch Spielraum
für mehr Prozente gewesen wäre. Die Bezahlung war ordentlich,
es gab Tantiemen, ich würde für eine sehr bekannte und auch anerkannte
Serie arbeiten - warum sollte ich da noch auf den Tisch hauen? Seitdem
habe ich viele Projekte übernommen, die schlechter bezahlt wurden
und mir mehr Kopfschmerzen bereiteten. Ein gutes, lustiges Buch für
eine gute Summe und die Zusammenarbeit mit einer sehr guten Redakteurin:
für mich war das kein schlechter Fang.
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Was hast du nach den Crimebusters geschrieben?
Als die drei ??? wieder eingestellt wurden, unterbreitete Jenny mir
das Angebot, mir bei der neuen Young Indiana Jones-Serie zu helfen,
für die ich am Ende acht Bücher geschrieben hatte. Irgendwo zwischendurch
verließ ich Megabooks, um mein Glück als Vollzeit-Autor auf
Auftragsbasis zu versuchen. Ich begann, für Erwachsene zu schreiben.
Zusammen mit Eloise Flood, einer Kollegin aus der Megabooks-Zeit, schrieben
wir ein StarTrek: The Next Generation-Buch, das hieß Chains
of Command, damit standen wir für mehrere Wochen auf der New
York Times Paperback Bestseller List. Meine Verbindungen zum Comic-Milieu
führten zu Riftworld, eine Romanserie, die ich mit Stan Lee
geschrieben habe. Danach kam ein Fünfteiler, der von den Geschehnissen
nach dem Film Stargate handelte (bitte nicht mit der Fernsehserie
SG-1 verwechseln).
Es gab noch eine Reihe weitere Bücher für Jugendliche - einige
sind zum Vergessen, wie zum Beispiel eine Horrortrilogie, die auch weiterhin
keinen Titel tragen wird. Zum Erinnern, aber nicht besonders erfolgreich
war ein weiterer Versuch im Bereich der Jugendkriminalerzählung: Scene
of the Crime. Da wollte ich alle für Jugendbücher aufgestellte
"Regeln" auf den Kopf stellen: es gab einen männlichen Ich-Erzähler,
eine Romanze aus eher humoristischer Sicht, und es war beabsichtigt, die
Charaktere wachsen, sich entwickeln - und ALTERN! - zu lassen. Die ersten
vier Bücher sollten in ihrem ersten Jahr auf der High School spielen,
die nächsten vier im zweiten Jahr, in der nächsten Staffel sollten
die Hauptfiguren Erstsemster auf dem College sein ... ach ja ... die Handbremse
wurde nach den ersten vier gezogen, zwei von denen habe ich unter dem Verlagspseudonym
"Mickey Alman" verfasst.
In der jüngsten Zeit war ich für Tom Clancy Net Force
Phenomenon tätig, sechs Bücher habe ich geschrieben. In einem
von ihnen, Cold Case, konnte ich viele Anspielungen an klassische
Detektivgeschichten einbauen, gar nicht zu reden von der lustigen Rex Stout/Nero
Wolfe-Pastiche.
Zuletzt habe ich einige Fantasy-Geschichten geschrieben. Einige Katzen-Fantasystories
gibt es in A Constellation of Cats, Familiars, and Pharaoh
Fantastic, sowie eine eher lustige Fantasy-Geschichte in einer demnächst
erscheinenen Anthologie mit dem Titel Vengeance Fantastic. Zudem
arbeite ich an einigen Vorideen für einen in der Renaissance spielenden
Fantasy-Roman (Schwertkämpfe!) und eine militaristische Science-Fiction-Trilogie.
Die heißesten Neuigkeiten: es wurde eben erst angekündigt, dass
ich einen auf der Mage Knight-Spielserie basierenden Fantasyroman
schreiben werde, der nächstes Jahr rauskommt.
Nachdem ich gerade eben meine Bibliographie auf den neuesten Stand
gebracht habe, kann ich offiziell verkünden, 76 verschiedene Bücher
geschrieben zu haben - von Bilderbüchern bis zur hartgesottenen Detektivgeschichte
(als Ghostwriter). Die drei ??? jedoch gehören nach wie vor zu meinen
Favoriten. |
Die Fragen stellten Seth T. Smolinske
und das Team der rocky-beach.com. Übersetzung
aus dem Amerikanischen: Sven Haarmann. |
Weiterführende Links:
William McCay: 3 Investigators Crimebusters Author. An Interview by Seth T. Smolinske (2002)
The Bayport Gazette, Issue 10: Bill McCay - Editor with an Edge (2003) |
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zum Autorenspezial |
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